Herz Das Herz ist ein kräftiger, dickwandiger Hohlmuskel, der als zentraler Antriebsmotor das Blut durch die Blutgefäße pumpt. Es ist ungefähr so groß wie die Faust seines Trägers und hat die Form eines abgeplatteten Kegels. Beim Erwachsenen wiegt es etwa 300 g, und sein Hohlraum fasst 200- 300 ml Blut. Zwei Drittel des Herzens liegen links, ein Drittel liegt rechts der Mittellinie des Brustkorbes. Die Herzspitze befindet sich ungefähr dort, wo eine senkrecht von der linken Brustwarze nach unten gezogene Linie den Zwischenraum zwischen 5. und 6. Rippe schneidet.
Die Wand des Herzens besteht aus 3 Schichten: Die innere (Endokard) kleidet die Hohlräume aus und formt die Herzklappen; die mittlere, die Muskulatur des Herzens (Myokard), ist die stärkste Schicht; die äußere (Epikard) bildet gleichzeitig die innere Wand des doppelwandigen Herzbeutels (Perikard), der wie ein Sack das ganze Herz umgibt. Der Herzbeutel enthält stets etwas Flüssigkeit, die die Bewegungen des pumpenden Herzens erleichtert. Die Arterien, die den Herzmuskel ernähren (Herzkranzgefäße oder Koronararterien), laufen geschlängelt und in Fettgewebe eingehüllt an der Außenseite des Herzens entlang.
Eine dicke Scheidewand trennt das Herz in eine linke und eine rechte Hälfte. Jede besteht aus einem dünnwandigen Herzvorhof, in den das Blut einströmt, und aus einer dickwandigen Herzkammer, die das Blut weiterbefördert.
Wenn sich die beiden Vorhöfe gleichzeitig zusammenziehen, erschlaffen die beiden Herzkammern und umgekehrt. Bei Körperruhe zieht sich das Herz des gesunden Erwachsenen ungefähr 60- bis 70-mal pro Minute zusammen und pumpt dabei je 70 ml Blut in die Hauptschlagader (Aorta) und in die Lungenarterie (Pulmonalarterie). Das ergibt eine Pumpleistung von rund 15000 Litern pro Tag! Die Herzschläge können als Puls am Handgelenk, an der Schläfe oder am Hals getastet werden. Man hat berechnet, dass das Herz einem Motor von 0.0027 PS entspricht, dessen tägliche Arbeitsleistung ausreichen würde, einen Güterwagon 1 m hochzuheben.
Die ventilartigen Herzklappen zwischen Vorhöfen und Kammern sowie zwischen Kammern und großen Blutgefäßen sorgen dafür, dass das Blut den richtigen Weg nimmt. Wenn sich die beiden Herzkammern zusammenziehen, sind die Klappen zwischen Vorhöfen und Kammern geschlossen, während die Klappen an den Abgangsstellen der großen Blutgefäße geöffnet sind. Das Blut aus der linken Kammer wird in die Hauptschlagader und damit in den großen oder Körperkreislauf gepumpt, das Blut aus der rechten Kammer fließt in die Lungenschlagader und damit in den kleinen oder Lungenkreislauf. In dieser Phase strömt das Blut in die erschlafften Vorhöfe, und zwar in den rechten Vorhof aus den großen Körpervenen und in den linken Vorhof aus den Lungenvenen. Während der Erschlaffung der beiden Herzkammern sind die Klappen zwischen Vorhöfen und Kammern geöffnet, hingegen die Klappen an den Abgangsstellen der großen Gefäße geschlossen. Die beiden Vorhöfe ziehen sich zusammen und drücken das in ihnen befindliche Blut in die Herzkammern.
Das Herz besitzt ein eigenes, von äußeren Nervenreizen unabhängiges Reizleitungssystem, das die automatische und zeitlich abgestimmte Abfolge seiner Bewegungen gewährleistet. Die unwillkürlichen Nervenfasern, die das Herz versorgen, dienen also nicht der Auslösung der Zusammenziehungen, sondern ausschließlich der Regulierung der Herztätigkeit, d. h., unter ihrem Einfluss können Schlagfrequenz, Schlagstärke, Erregungsleitung und Erregbarkeit des Herzmuskels verändert werden.
Wegen seiner unermüdlichen Tätigkeit hat das Herz einen sehr großen Sauerstoffbedarf. Schon beim ruhenden Menschen benötigt es ungefähr 43 Liter Sauerstoff pro Tag; bei Arbeit kann der Verbrauch bis auf das Vierfache ansteigen. Ohne Sauerstoff kann das Herz nur wenige Sekunden arbeiten. Über Zustand und Leistungsfähigkeit des Herzens orientiert sich der Arzt durch Betrachtung, Betasten, Beklopfen, Abhören, Blutdruckmessung, Elektrokardiogramm, Röntgenuntersuchung und Belastungsproben.
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