Depression Weit verbreitete psychische Störung, die durch tiefe Traurigkeit, gedrückte Stimmungslage, Niedergeschlagenheit, Antriebsverlust, leichte Ermüdbarkeit, Schlafstörungen, Feindseligkeit gegen die eigene Person, starke Angst und Neigung zu Selbstmord gekennzeichnet ist. Keine andere Krankheit endet so oft damit, dass der Kranke sich das Leben nimmt, wie die Depression. Frauen sind öfter betroffen als Männer, Jugendliche häufiger als Erwachsene.
Das Beschwerdebild und der Krankheitsverlauf sind bei jedem Patienten unterschiedlich. Typisch für die Depression ist einerseits das Gefühl, zu wollen, aber nicht zu können, andererseits ein nicht beeinflussbares Stimmungstief, das sich trotz aller Anstrengungen nicht lösen lässt. Oft treten zu den seelischen auch körperliche Beschwerden hinzu, und schließlich hat die Depression häufig auch soziale Folgen: Rückgang der zwischenmenschlichen Kontakte, Gefahr der Vereinsamung, Leistungsabfall im Beruf.
Bisweilen findet man noch die Unterscheidung zwischen der endogenen Depression, die biologisch bedingt ist, also von innen kommt, und der exogenen Depression, die von der Umwelt beeinflusst ist, d. h. durch äußere Faktoren ausgelöst wird. Diese Einteilung wird aber immer mehr aufgegeben, da sie sich als praxisfremd und wenig hilfreich erwiesen hat. Sinnvoller erscheint die Unterscheidung nach dem Schweregrad der Depression und danach, ob bereits deutliche Anzeichen einer Psychose (Geisteskrankheiten), insbesondere Wahnvorstellungen, zu erkennen sind.
Unter saisonal abhängiger Depression (SAD) versteht man die Form der Schwermut, die sich mit abnehmender Tageslänge - also vor allem im Spätherbst - einstellt. Viele Menschen verlieren mit abnehmender Sonnenscheindauer auch einen Teil ihrer Lebensfreude, sie verfallen in eine gedrückte Stimmung, sind antriebslos und verspüren ein vermehrtes Schlafbedürfnis. Diese Erscheinungen hängen damit zusammen, dass das fehlende Sonnenlicht im Körper zur Ausschüttung von Melatonin führt, einem Hormon, das der Körper vor allem bei Dunkelheit produziert und offenbar mit der gedrückten Gemütslage in Verbindung steht.
Von einer larvierten oder maskierten Depression spricht man, wenn bei einer endogenen Depression fast nur über körperliche Beschwerden geklagt wird: wenn sich die Patienten also als körperlich und nicht als seelisch krank empfinden.
Bei der Behandlung der Depression spielt die Psychotherapie die wichtigste Rolle, und zwar entweder in Form der Verhaltenstherapie oder der Psychoanalyse. Beide Verfahren haben sich bewährt. In schwereren Fällen kann jedoch oft auf eine zusätzliche medikamentöse Behandlung nicht verzichtet werden. Hierzu stehen dem Arzt heute eine ganze Reihe chemischer, hochwirksamer Medikamente, sogenannter Antidepressiva, zur Verfügung. In leichteren und mittelschweren Fällen haben sich auch nebenwirkungsärmere pflanzliche Wirkstoffe - z. B. hoch dosierte Johanniskrautpräparate - bewährt. Alle Antidepressiva wirken frühestens 2 bis 3 Wochen nach Beginn der Einnahme.
Daneben haben sich noch weitere Behandlungsmaßnahmen bewährt: Die angesprochenen, vorzugsweise im Herbst oder im Winter auftretenden Depressionen bessern sich oft unter einer Lichttherapie, bei der sich der Patient mehrere Stunden am Tag einer speziellen, starken Lichtquelle aussetzt. Ein- bis zweimal die Woche durchgeführter Schlafentzug, vorzugsweise jeweils auf die zweite Nachthälfte beschränkt, hat in bestimmten Fällen ebenfalls eine Linderung depressiver Symptome zur Folge; und schwerste, anderweitig nicht beeinflussbare Symptome bessern sich manchmal schlagartig unter einer Elektrokrampftherapie. Ein sehr wirksames Mittel gegen Depressionen stellt auch sportliche Betätigung dar. Nach Ansicht namhafter amerikanischer Wissenschaftler ist regelmäßig betriebener Sport wesentlich wirksamer als jedes Medikament.
Die Therapiebereitschaft der depressiven Patienten ist sehr unterschiedlich. Viele glauben nicht, dass ihnen geholfen werden kann, oder wollen erst einmal abwarten, bevor sie wegen ihrer Beschwerden einen Arzt aufsuchen. Vor allem Frauen versuchen nicht selten, ihre Missstimmungen durch Essen zu kompensieren, während Jugendliche eher zu Alkohol und Nikotin greifen. Den Angehörigen fällt die Aufgabe zu, Verständnis für den depressiven Patienten zu entwickeln. Dabei ist es jedoch vollkommen unsinnig, den Kranken durch übertriebene Fröhlichkeit und Unternehmungslust umstimmen zu wollen oder ihn ständig zu ermahnen, er solle sich »zusammenreißen«. Die geringsten Anzeichen, die auf eine Selbsttötungsabsicht hinweisen, müssen unter allen Umständen ernst genommen werden. Dem Kranken ist schon viel damit gedient, wenn man ihm zuhört und ihn nicht allein lässt. Durch ein verständnisvolles Gespräch kann man versuchen, die Schuldgefühle des Depressiven abzubauen und ihm Entlastung zu verschaffen. Das alles erfordert viel Zeit und Geduld, die aber doch immer wieder durch einen dauerhaften Erfolg belohnt werden.