Pavor nocturnus Mit angstverzerrtem Gesicht und weit geöffneten Augen fährt das Kind aus dem Schlaf hoch, schreit laut und scheint nicht zu wissen, wo es ist. Es erkennt selbst Mutter und Vater nicht und bleibt ihrem Zureden unzugänglich. Wenn sich nach einiger Zeit ein Gesprächskontakt herstellen lässt, weiß das Kind nicht mehr, was ihm Angst gemacht hat. Derartige Anfälle - sie kommen am häufigsten bei 4- bis 6-Jährigen vor - ereignen sich meist im ersten Teil der Nacht und dürften durch einen belastenden Traum ausgelöst werden.
Die Angst des Kindes kann entweder daran liegen, dass es ständig in überreiztem Zustand (beispielsweise durch Radio, Fernsehen, Comics usw.) lebt, oder daran, dass es am Tag ein Angst erregendes Erlebnis hatte (zum Beispiel eine harte Bestrafung, einen Streit der Eltern, einen Unfall, eine Rauferei oder Ähnliches). Da es sich um eine Verhaltensstörung handelt, ist die Behandlung nicht einfach. Sicher ist, dass Schimpfen und Bestrafen nichts nützen, ja, dass dadurch die seelische Störung eher noch verstärkt wird. Nach Möglichkeit sind die auslösenden Ursachen abzustellen: kein Fernsehen am Abend, keine beängstigenden Geschichten usw. Wurde das Kind tagsüber bestraft, soll es nicht im Unfrieden einschlafen müssen. Vor allem Kleinkinder müssen beim Einschlafen ein Gefühl der Geborgenheit haben. Wenn die Mutter das ängstliche Kind zu sich ins Bett nimmt, kann diese Zuwendung wohl helfen, den akuten Angstzustand zu überwinden, sie ändert aber nichts an den Grundlagen der Verhaltensstörung. Ein Wechsel der Umgebung - man lässt das Kind in einem anderen Zimmer schlafen - wirkt meist günstig. In schweren Fällen ist eine zeitweilige Milieuänderung (2-6 Monate bei Verwandten oder in einem gut geführten Kinderheim) das beste Mittel.