Schlaf Die treffende Formulierung des griechischen Philosophen Aristoteles (384-322 v. Chr.) »Der Schlaf hat die Bestimmung, der Erhaltung der Lebewesen zu dienen« hat noch immer volle Berechtigung. Jahrhunderte lang hielt man Schlaf für einen passiven Zustand des Gehirns. Erst seit etwa 50 Jahren gibt es eine wissenschaftliche Schlafforschung, der wir die Einsicht verdanken, dass Schlafen und Wachen 2 verschiedene Funktionszustände des Gehirns darstellen. Vielfach wurde die Existenz zweier getrennter Zentren für Schlaf und Wachen in verschiedenen Gehirnregionen postuliert. Heute meint man, dass der Schlaf-Wach-Mechanismus von einem Schrittmacher im Zwischenhirn (Gehirn) geregelt wird; das heißt, dass dieselben Nervenzellen je nach Erregungsmuster zum Wachsein oder zum Schlaf führen. Biochemischen Untersuchungen zufolge sind wahrscheinlich Acetylcholin und Serotonin Schlaf auslösende Überträgerstoffe. Die Schlaf-Wach-Periodik ist durch den äußeren Licht-Dunkel-Wechsel mit dem physikalischen 24-Stunden-Rhythmus synchronisiert. Neuerdings ist es sogar gelungen, das Gen zu bestimmen, das die Schlaf-Wachzeiten beim Menschen reguliert.
Der natürliche Nachtschlaf von 8 Stunden Dauer verläuft in einzelnen Perioden, innerhalb derer die Schlaftiefe gegen Morgen abnimmt. Die größte Schlaftiefe wird etwa 1½ bis 2 Stunden nach dem Einschlafen erreicht. Die ersten 4 Schlafperioden dauern jeweils rund 100 Minuten, die 5. nur 50 Minuten.
Jede Schlafperiode besteht aus 2 Anteilen:
1. gewöhnlicher (konventioneller, synchronisierter, traumloser, orthodoxer) Schlaf mit Vertiefungs- und Verflachungsphasen;
2. Traumschlaf (desynchronisierter, paradoxer Schlaf).
Der orthodoxe Schlaf dauert rund 400 Minuten (80 Prozent des Gesamtschlafs), der Traumschlaf 100 Minuten (20 Prozent). Der orthodoxe Schlaf durchläuft mehrere Schlafstadien, die nach dem Grad der Schlaftiefe gemäß Elektroenzephalogramm eingeteilt werden:
Während des gewöhnlichen Schlafes führt der Schlafende in der Regel stärkere Bewegungen der Gliedmaßen aus und dreht sich wiederholt hin und her. Während der Verflachungsphasen kommt es zu Traumperioden von wechselnder Dauer (10-60 Minuten), die durch folgende Veränderungen charakterisiert sind: kurze, schnelle Wellen im EEG; schnelle ruckartige Augenbewegungen (Rapid Eye Movements = REM; deshalb wird die Traumphase auch als REM-Phase bezeichnet); Absinken des Muskeltonus; feine, einzelne Zuckungen der Finger, Zehen und der Gesichtsmuskulatur; flache, unregelmäßige Atmung; höhere Herzfrequenz; Blutdruckanstieg; stärkere Durchblutung des männlichen Gliedes (Erektionen); erhöhte Weckschwelle. Mit dem Alter verkürzen sich hauptsächlich die Traumphasen, weit weniger jedoch der traumlose Schlaf. Während der REM-Phase träumt der Mensch; der Schlafende verfolgt mit den Augen, was er im Traum sieht. Auf diese Weise bildet der REM-Schlaf für das Triebsystem eine Art Sicherheitsventil, indem er ihm harmlose Entladungen erlaubt. Bei Traumentzug durch Verkürzung der REM-Phasen ist die Erholungsfunktion des natürlichen Schlafes geschmälert, und es kommt zu Antriebssteigerung, Übererregbarkeit und Aggressivität. Der Mensch benötigt beide Arten des Schlafes - orthodoxen Schlaf und Traumschlaf -, wobei Rhythmus und Dauer richtig aufeinander abgestimmt sein müssen. Ist dies nicht der Fall, können quälende Schlafstörungen auftreten.
Sofern nicht anders angegeben, stehen die Bilder dieser Seite unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Lizenz