rheumatoide Arthritis Chronisch-entzündliche Erkrankung des Binde-, Stütz- und Muskelgewebes, die hauptsächlich die Gelenkinnenhaut und gelenknahe Strukturen (z. B. die Schleimbeutel) befällt. Die rheumatoide Arthritis ist die häufigste und bekannteste der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und befällt Frauen dreimal so häufig wie Männer mit einem Altersgipfel im 40. Lebensjahr. Typischerweise beginnt die Erkrankung schleichend, wobei der Verlauf sehr unterschiedlich sein kann; in 25 Prozent der Fälle tritt die rheumatoide Arthritis intermittierend (schubweise mit relativ kurzen Besserungsphasen); in ca. 50 Prozent remittierend (mit längeren beschwerdefreien Phasen); in 25 Prozent chronisch fortschreitend auf.
Als Ursache vermutet man eine erbliche Veranlagung, die dazu führt, dass unbekannte Faktoren (möglicherweise Virusinfekte) eine Fehlleistung des Abwehrsystems auslösen, das sich dann gegen den eigenen Körper, insbesondere gegen das Gelenkgewebe richtet (Autoaggressionskrankheiten). Daraufhin reagiert die Gelenkinnenhaut mit vermehrter Flüssigkeitsabsonderung (Erguss) und wuchert geschwulstartig in das Gelenkinnere hinein. Auf diese Weise geht die Gelenkbeweglichkeit unter Schmerzen nach und nach verloren, und im Endstadium kann es zur völligen Gelenkversteifung kommen.
Die wichtigsten Anzeichen sind morgendliche Steifigkeit, Bewegungs- oder Druckschmerz und Weichteilschwellung mindestens eines Gelenks sowie Knoten unter der Haut. Selbst scheinbar einfache Verrichtungen wie Knöpfe schließen oder eine Tasse halten bereiten den Betroffenen größte Probleme.
Auf dem Röntgenbild finden sich charakteristische Veränderungen; zudem ist die Gelenkflüssigkeit vermehrt, und im Blut lassen sich Rheumafaktoren nachweisen.
Die Prognose ist insgesamt nicht schlecht. Von anfänglich schwerkranken Patienten sind nach 10–15 Jahren 75 Prozent wieder arbeitsfähig, 30 Prozent behindert und nur 10 Prozent Invaliden. Die Behandlung umfasst die Aufklärung der Patienten über die Natur ihrer Erkrankung, physikalische Therapie, spezielle Medikamente (Antirheumatika) sowie Ruhepausen mit folgenden Zielen: Schmerzlinderung, Entzündungshemmung, Muskelentspannung, Erhaltung der Arbeitsfähigkeit, Muskelkräftigung, Gelenkschutz. Eine besondere Rheumadiät gibt es nicht; wichtig ist nur, dass die Patienten nicht zunehmen!
Bleibt die Erkrankung über 6 Monate lang aktiv und sind bereits Knochenveränderungen nachweisbar, so ist eine so genannte Basistherapie angezeigt. Die entsprechenden Mittel (Goldsalze, D-Penicillamin, Chloroquin, Corticosteroide (Kortison) in hoher Dosierung, Zytostatika, Immunsuppressiva) zeichnen sich dadurch aus, dass sie das Fortschreiten der Erkrankung stoppen, die Entzündungsprozesse hemmen und die Röntgenbefunde verbessern. Diese Behandlung muss unter Umständen jahrelang durchgeführt werden, auf jeden Fall aber bis zum Erreichen einer stabilen Remission (beschwerdefreie Phase) oder bis Unwirksamkeit oder Nebenwirkungen zum Therapieabbruch zwingen. Wenn die konservative Therapie ohne nachhaltigen Erfolg bleibt, kommen präventiv-kurative bzw. rekonstruktive Operationsverfahren in Betracht.
Hinweise für Rheumapatienten:
1. Übergewicht ist von Nachteil. Die Gelenke, besonders die Knie- und Hüftgelenke, haben unter jedem Kilo Mehrgewicht zu leiden; daher müssen korpulente Personen mit rheumatischen Beschwerden abnehmen.
2. Körperliche Bewegung und gymnastische Übungen fördern die Durchblutung des erkrankten Gewebes und begünstigen die Entspannung. Am besten sollten gleich nach dem Aufstehen gymnastische Übungen ausgeführt werden. Besonders schonend werden die erkrankten Gelenke der unteren Extremitäten beim Gehen auf weichem Boden (Wiese, Wald) und beim Radfahren belastet.
3. Die Kleidung sollte darauf abgestellt sein, den Wärmehaushalt des Körpers möglichst gut zu regulieren:
4. Wohnung: Die Raumtemperatur soll in Wohnräumen und bei sitzender Arbeit 21–23 °C, in Schlafzimmern und bei stehender Arbeit 17–20 °C betragen. Doch nicht nur die richtige Temperatur, sondern auch eine ausreichende relative Luftfeuchtigkeit ist wichtig: 40–50 Prozent sind optimal. Bedeutsam ist obendrein ein möglichst wirksamer Schutz vor Zugluft, da die lokale Abkühlung zu Muskelverkrampfungen führt.
5. Sitzplatz: Während des Sitzens soll sich die Muskulatur des Rückens möglichst gut entspannen können. Die Stühle oder Sessel sollten eine Rückenlehne mit einem so genannten Lendenbausch, einer leichten Vorwölbung der Rückenlehne etwa 15–20 cm über der Sitzfläche, haben. Ideal ist es, wenn sich die Neigungen von Sitzfläche und Rückenlehne individuell einstellen lassen.
6. Bett: Die Matratze soll elastisch und weich genug sein, um sich den Körperformen anzupassen, aber auch fest genug, um den Körper zu stützen und dadurch die Muskulatur zu entspannen. Außerdem soll sie die Wärme gut halten und den Körperschweiß aufnehmen. Liegekuhlen sind für die Wirbelsäule nachteilig!
7. örtliche Selbstbehandlung: Die Verbesserung der Hautdurchblutung durch Waschungen, Luft- und Sonnenbäder sowie Trockenbürsten hat auch einen günstigen Einfluss auf die befallenen Gelenke. Bewährt hat sich die abwechselnde Anwendung eines kalten Lehmwickels und heißer Packungen (Heusack): morgens im Bett die kalte Anwendung für eine Stunde und drei- bis viermal wöchentlich abends die heiße Packung, die sich jedoch bei akuten Entzündungserscheinungen verbietet.
Sofern nicht anders angegeben, stehen die Bilder dieser Seite unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Lizenz