Lexikon

Schielen

Definition Schielen

auch bekannt als: Strabismus

Schielen Bei 5-7 Prozent der Bevölkerung vorkommende, auf einer ungleichmäßigen Stellung der Augachsen beruhende Sehstörung, bei der ein Auge von der Blickrichtung des anderen abweicht. Schielen kann einseitig oder wechselseitig auftreten; je nach Richtung unterscheidet man zwischen Einwärtsschielen (nach innen), Auswärtsschielen (nach außen), Höhenschielen (nach oben oder unten) und Verrollungsschielen (Verdrehung um die Sehachse). Wenn sich beide Augen beim Schielen abwechseln, ist das weniger gefährlich, als wenn immer das gleiche Auge schielt, weil es dadurch binnen kurzer Zeit irreversibel schwachsichtig werden kann. Als Folge dieser Schwachsichtigkeit ist ein normales räumliches Sehen unmöglich, und der Kranke ist für viele Berufe ungeeignet. Besonders tückisch ist eine nur geringe Abweichung des schielenden Auges, da diese häufig übersehen wird, später aber gleichermaßen zu hochgradiger Schwachsichtigkeit führt. Vom echten Schielen muss man das scheinbare Schielen durch Gesichtsasymmetrie und das latente Schielen unterscheiden, das nur in Zuständen der Erschöpfung, nach Alkoholgenuss oder im Anschluss an eine Gehirnerschütterung deutlich wird. Die wichtigste Untersuchung zur Diagnose des Schielens ist der Abdecktest, mit dem Einstellbewegungen des schielenden Auges bei Verdecken des gesunden Auges festgestellt werden können.

Schielen kann eine ganze Reihe von Ursachen haben: erbliche Veranlagung; Risikofaktoren während der Schwangerschaft oder Geburt; angeborener Brechungsfehler; Gehirnentzündung, Gehirnerschütterung, Missbildungen, Tumoren, Linsentrübung, Netzhautablösung; schwere seelische Krisen.

Kinder mit auffälligem Schielen werden von ihren Eltern schon früh dem Augenarzt vorgestellt und haben dadurch bessere Heilungschancen. Wenn jedoch ein Auge bereits bei der Einschulung eine erhebliche Sehschwäche aufweist, ist es für eine erfolgreiche Behandlung in der Regel schon zu spät. Früh- und Warnzeichen, die auf — manchmal nicht ohne weiteres erkennbares — Schielen hindeuten, sind Lichtempfindlichkeit, Augentränen, Zukneifen des Auges, Verstimmung oder Reizbarkeit, chronische Lidrandentzündung oder eine auffallend schiefe Kopfhaltung. In allen diesen Fällen muss sofort ein Augenarzt aufgesucht werden. Ohne Behandlung entwickeln nahezu 90 Prozent aller Schielkinder eine einseitige Sehschwäche des organisch sonst gesunden Auges, die lebenslang bestehen bleibt. Diese Kinder können nicht mehr lernen, richtig beidäugig oder gar dreidimensional zu sehen; sie sind durch Unfälle gefährdet und bei der Berufswahl beeinträchtigt.

So früh wie möglich muss Schielen durch Brillen, zeitweiligen Verschluss des führenden Auges mittels Klebepflaster, Augentropfen und -salben sowie Schulung des beidseitigen Sehens behandelt werden. Ist die Schwachsichtigkeit behoben, kann man eine Schieloperation (Strabotomie) durchführen, bei der einzelne Augenmuskeln nach Bedarf verkürzt oder verlagert werden. Nach der Operation ist oft eine weitere Schulung des beidseitigen Sehens von Nutzen. Auch im späteren Alter ist eine Operation sinnvoll, dann allerdings vorwiegend aus kosmetischen Gründen.

Abbildungen

  • Schielen_Operation_Desinsertion_du_muscle_CO

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