Stillen Die Vorteile des Stillens gegenüber jeder anderen Art der Säuglingsernährung sind unbestritten und heute allgemein anerkannt. Sie beruhen nicht nur auf der für die Bedürfnisse des Säuglings idealen Zusammensetzung der Muttermilch, sondern auch auf dem Akt des Stillens selbst, der für die Förderung der Mutter-Kind-Beziehung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Die Meldungen, dass in der Muttermilch mehr Fremdstoffe als in der Kuhmilch enthalten sind, haben viele Mütter verunsichert. Umfangreiche Untersuchungen haben jedoch eindeutig ergeben, dass die Konzentration von Schadstoffen in der Muttermilch weit unter den berechneten »duldbaren Grenzwerten« liegt. Nach neueren Forschungen enthält die Muttermilch sogar Eiweißstoffe, die die Bildung von Antikörpern anregen, sodass man davon ausgehen kann, dass Stillen das Immunsystem des Babys stärkt.
Eine Expertenkommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft hat die Empfehlung ausgesprochen, die Mütter sollten ihre Kinder mindestens 4 Monate lang voll stillen und dann in steigenden Mengen Beikost zufüttern. Das Kind kann schon während der ersten beiden Stunden nach der Entbindung angelegt werden. Das weitere Stillen sollte sich dann nach den Bedürfnissen des Kindes und nicht nach einem festen Stundenplan richten. Je häufiger das Baby angelegt wird, umso schneller kommt die Milchproduktion in Gang. Dabei spielen 2 Reflexe, der Milchbildungs- und der Milchspendereflex, die beide durch das Saugen des Babys ausgelöst werden, eine entscheidende Rolle. Das Kind soll immer an beiden Brüsten angelegt werden, wobei die Trinkdauer 10 Minuten auf jeder Seite betragen sollte. In den ersten Lebenswochen bestimmt das Kind die Anzahl der Mahlzeiten; meist sind es 7 bis 10. Das Wiegen vor und nach jeder Mahlzeit ist unnötig, da sich das Kind ganz von selbst innerhalb von 24 Stunden die benötigte Nahrungsmenge holt. Nach dem Stillen haben Brustkinder oft Stuhlgang, der fast immer dünnbreiig ist.
Die Ernährung der Stillenden sollte vollwertig und abwechslungsreich sein und Vollkornprodukte, Obst, Gemüse sowie ausreichend Flüssigkeit enthalten. Hülsenfrüchte, Zwiebeln, Kohl und andere blähende Speisen können auch beim Baby lästige Blähungen bewirken. Die Mutter muss selbst feststellen, welche ihrer eigenen Speisen dem Baby bekommen und welche nicht. Alkohol, Kaffee und Tee sind in kleinen Mengen erlaubt, wobei jedoch zu berücksichtigen ist, dass Koffein und Alkohol in die Muttermilch und damit in das kindliche Blut übergehen. Übermäßiges Kaffeetrinken der Mutter kann beim Baby Unruhe und Herzklopfen auslösen; auf unmäßigen Alkoholkonsum kann es mit Schläfrigkeit reagieren. Auf das Rauchen sollte die Stillende am besten ganz verzichten, da Nikotin bei den Säuglingen zu Unruhe, Durchfall, Herzklopfen und Kreislaufstörungen führen kann. Besondere Vorsicht ist bei Arzneimitteln geboten, die über die Muttermilch auf das Kind übergehen und es gefährden können. Das gilt vor allem für Psychopharmaka, Antiepileptika, Antikoagulanzien, verschiedene Antibiotika und Sulfonamide sowie einige Grippemittel (Acetylsalicylsäure, Phenylbutazon). Ohne ärztliche Einwilligung darf die Stillende grundsätzlich keine Medikamente einnehmen!
Schließlich ist am Ende der Stillperiode ein behutsames Abstillen erforderlich, das jedoch meist keine Probleme bereitet, sofern es nicht aus besonderen Gründen (Erkrankung der Mutter, Brustdrüsenentzündung usw.) sehr schnell vonstatten gehen muss.
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