Lexikon

Durchfall

Definition Durchfall

auch bekannt als: Diarrhö

Durchfall Von einem Durchfall spricht man, wenn ungeformte - breiige bis dünnflüssige - Stühle, eventuell mit Schleim-, Eiter- oder Blutbeimengung, vermehrt entleert werden. Ein akuter Durchfall liegt vor, wenn Erwachsene mehr als dreimal und Kinder mehr als fünfmal pro Tag Stuhlgang haben und die Erkrankung kürzer als 2 Wochen dauert. Der Durchfall kann durch Infektionen, Allergien, Vergiftungen, Medikamente, psychische, nervöse und hormonelle Störungen, Funktionsstörungen von Magen, Darm, Leber und Bauchspeicheldrüse und einige andere Faktoren ausgelöst werden. Er kann einerseits darauf beruhen, dass die Eindickung des Darminhalts durch Wasserentzug nicht funktioniert, und andererseits darauf, dass bei einigen Infektionskrankheiten mengenweise flüssige Absonderungen in den Darm entleert werden.

Die häufigsten Ursachen sind die bakterielle Lebensmittelvergiftung oder eine übermäßige bzw. einseitige Nahrungsaufnahme (»Überfressen«). Bei uns selten - aber in südlichen Urlaubsländern recht häufig - sind die klassischen Infektionskrankheiten des Darmkanals wie Typhus, Paratyphus, Ruhr und Cholera und nicht zuletzt die EHEC-lnfektion. Bei schweren Durchfällen muss zudem an Vergiftungen durch ungenießbare Pilze, Blei, Quecksilbersalze usw. gedacht werden. Auch Darmparasiten (Wurmerkrankungen) können Durchfälle provozieren. Überdies kommen Durchfälle als Begleiterscheinung anderer Erkrankungen (Grippe, Scharlach, Masern, Malaria, Leberentzündung, Bauchfellentzündung, Nierenversagen, Herzinfarkt, Gallen- und Nierensteinkolik) vor. Schließlich können übermäßige Nahrungsmengen, hastig hinuntergeschlungene Speisen sowie zu fette oder eisgekühlte Speisen von den Verdauungsenzymen quantitativ oder qualitativ nicht bewältigt werden und dadurch zu Durchfällen führen. 

Der akute Durchfall, der aus voller Gesundheit zu jeder Tages- oder Nachtzeit einsetzen kann, zeigt von der leichten, kurz dauernden Verdauungsstörung bis hin zum lebensbedrohlichen Krankheitsbild sehr unterschiedliche Verlaufsformen. Dementsprechend sind auch die einzelnen Begleitsymptome ausgeprägt: 

  • leichte Verlaufsform mit Übelkeit, Erbrechen, Leibschmerzen, Blähungen, plätschernden Darmgeräuschen, breiigen bis wässrigen Durchfällen, Fieber unter 38,5 °C; Krankheitsdauer 2-3 Tage. 
  • schwere Verlaufsformen mit Kräfteverfall, Austrocknungserscheinungen (trockene Haut, Wadenkrämpfe, Bewusstseinsstörungen, Kollaps), Fieber über 38,5 °C und blutigem Stuhl. Sie erfordern sofortige ärztliche Behandlung oder Krankenhausaufnahme. Gefährdet sind Kinder unter 5 Jahren und Erwachsene jenseits des 60. Lebensjahres. Eine Klinikeinweisung zur diagnostischen Abklärung ist überdies bei Auftreten von Durchfallerkrankungen innerhalb von 48 Stunden nach Rückkehr aus subtropischen, tropischen oder verseuchten Gebieten erforderlich. 

Eines der größten Probleme von Durchfallerkrankungen besteht in dem hohen, zum Teil extremen Flüssigkeitsverlust, der - insbesondere bei Säuglingen - recht schnell zu einer regelrechten Austrocknung (Exsikkose) des Körpers führen kann. Daher muss bei jeder Behandlung, unabhängig von der Durchfallursache, vorrangig die verloren gegangene Flüssigkeit ersetzt werden. 

Die Behandlung akuter Durchfallerkrankungen umfasst drei Hauptgesichtspunkte: 

  1. Bettruhe - dadurch wird gleichzeitig die Ausbreitung eines etwaigen Infektes beschränkt - und feuchtheiße Auflagen auf den Leib
  2. ausreichende Flüssigkeitszufuhr: ungesüßter Tee mit etwas Kochsalz
  3. Ernährung: 1-2 Tage strenges Fasten (»Nulldiät«), dann Zwieback, Knäckebrot, dünne Schleimsuppen und andere magen- und darmschonende Nahrungsmittel

Zusätzlich können noch Arzneimittel verabreicht werden: Aktivkohle und Heilerde. Eine Behandlung mit Antibiotika ist dagegen nur in Ausnahmefällen erforderlich. 

Der chronische Durchfall mit einer Dauer von mehr als zwei Wochen ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom, das im Zusammenhang mit den verschiedenartigsten körperlichen Störungen vorkommen kann. Die wichtigsten Ursachen in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit sind: 

  1. funktionelle Störungen: Nervosität, Reizdarm, Zustand nach Magenoperation
  2. organische Dickdarmerkrankungen: Krebs, Divertikulitis, Colitis ulcerosa, Crohn-Krankheit
  3. Dünndarmstörungen: Behinderungen der Nahrungsaufnahme durch die Dünndarmschleimhaut infolge Erkrankungen der Darmwand, der Lymphbahnen oder der Blutgefäße
  4. Verdauungsstörungen infolge mangelhafter Absonderung von Verdauungssäften durch Magen, Leber oder Bauchspeicheldrüse
  5. Allergien: z. B. Überempfindlichkeit gegen Eier, Milch, Fisch
  6. Infektionen: Darmtuberkulose, Pilzerkrankungen sowie von Parasiten (z. B. Spul- und Bandwürmern) ausgelöste Erkrankungen
  7. Krankheiten des Stoffwechsels und der Hormondrüsen: Schilddrüsenüberfunktion, Zuckerkrankheit, Harnvergiftung (Urämie) usw.
  8. Gefäßkrankheiten: z. B. Arteriosklerose der Bauchgefäße und Blutkrankheiten wie die Leukämie
  9. Medikamente und Giftstoffe: Eisenpräparate, Digitalis, Antibiotika, Quecksilber, Arsen, Goldsalze usw. 

Die Symptome chronischer Durchfallerkrankungen hängen von Art, Schwere und Verlauf des jeweiligen Grundleidens ab. In jedem Fall ist eine gründliche ärztliche Untersuchung erforderlich, um einen Darmkrebs oder eine andere ernste Erkrankung auszuschließen. Länger anhaltender Durchfall führt durch starken Wasser- und Mineralverlust zu Austrocknungserscheinungen, die bedrohliche Formen annehmen können. Dazu kommt noch eine allgemeine Unterernährung mit Abmagerung

Handelt es sich um eine funktionelle Diarrhö auf nervöser Basis - was nur der Arzt, aber niemals der Patient durch eine Selbstdiagnose feststellen kann! -, ist es unerlässlich, dass der Patient über die Harmlosigkeit der Störung sowie über die Art und Weise ihrer Entstehung informiert wird. 

Zur Behandlung ist es in der Regel angebracht, häufig kleine Mahlzeiten zu sich zu nehmen und Speisen zu meiden, die als unverträglich empfunden werden (z. B. blähende, fette und sehr kalte Speisen).