Scharlach Durch mehrere Streptokokkentypen verursachte, akut auftretende, ansteckende Infektionskrankheit. Bevorzugt befallen werden Kinder im Vorschul- und Schulalter während der kühlen Monate, wobei das Krankheitsbild einerseits durch die Erregerwirkung und andererseits durch die Reaktion des Erkrankten bestimmt wird. Scharlach wird vorwiegend durch Tröpfcheninfektion von Kranken ohne Hautausschlag oder gesunden Keimträgern übertragen; dagegen kommt die Übertragung durch infizierte Milch, Gegenstände oder durch die abgeschuppte Haut von Kranken weitaus seltener vor.
Nach einer Inkubationszeit von 2 - 5 Tagen beginnt die Krankheit plötzlich mit Fieber, Hals- und Kopfschmerzen, Erbrechen und Mattigkeit. Neben einer Mandelentzündung besteht gewöhnlich auch noch eine eitrige Nasen-Rachen-Entzündung. Die Zunge weist einen dicken weißlichen Belag auf, der sich am 2. Krankheitstag abstößt, so dass eine frischrote Himbeerzunge entsteht. Die Halslymphknoten schwellen an und sind druckschmerzhaft. Gleichzeitig zeigt sich an Hals und Brust ein Ausschlag, der aus zahlreichen stecknadelkopfgroßen Pünktchen besteht, die auf Druck mit einem Glasspatel für kurze Zeit verschwinden und so eng aneinander liegen, dass die Haut gleichmäßig rot gefärbt erscheint. Der Ausschlag breitet sich rasch über Rumpf und Gliedmaßen aus. Auch das Gesicht ist fieberhaft gerötet; nur Nase, Kinn und Mundpartie bleiben blass. Schon nach wenigen Stunden oder Tagen beginnt der Ausschlag abzublassen; bald darauf löst sich die Haut in großblättrig und zerfetzt aussehenden Schuppen ab. Manchmal wird die richtige Diagnose erst nach dieser typischen Form der Schuppung gestellt. Bei jeder Scharlacherkrankung besteht eine erhöhte Blutungsbereitschaft. Außerdem kommen folgende Komplikationen vor: Mittelohrentzündung, Lymphknotenentzündung, Myokarditis (Herzmuskelentzündung) und Nierenentzündung. Diese Komplikationen können schon während der akuten Phase auftreten; erscheinen sie erst in der 3. - 4. Krankheitswoche, so spricht man auch von »zweitem Kranksein«.
Neben sehr leichten gibt es - heutzutage glücklicherweise selten - auch äußerst schwere Krankheitsverläufe, die man als toxisches Scharlach bezeichnet und bei denen die Kranken bisweilen sterben, ehe sich der Hautausschlag zeigt. Wichtig für die Diagnose sind neben dem klinischen Bild ein positiver Abstrich auf A-Streptokokken sowie eine Erhöhung der Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit. Da die Erreger unterschiedliche Giftstoffe (Toxine) produzieren, die jeweils nur eine streng spezifische Immunität erzeugen, sind mehrmalige Scharlach-Erkrankungen möglich.
Die verursachenden Streptokokken reagieren meist empfindlich auf Penicillin; daher gelingt es mit diesem Medikament in der Regel, den Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen, d.h. vor allem Komplikationen und Folgeerkrankungen zu vermeiden. Eine Ausnahme hiervon bildet insbesondere die toxische Verlaufsform, die so rasch zu lebensbedrohlichen Zuständen führen kann, dass die Behandlung oft zu spät kommt. Solange das Fieber besteht, sollten die Erkrankten strenge Bettruhe bewahren. Kalte Halswickel und weiche Kost lindern die Beschwerden. Wegen der Gefahr einer Zweiterkrankung müssen die vom Arzt verordneten Antibiotika - auch bei Besserung der Beschwerden - konsequent zu Ende genommen werden. Um eine Nierenentzündung als Komplikation auszuschließen, ist eine routinemäßige Harnuntersuchung erforderlich.