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Chinesische Medizin

Definition Chinesische Medizin

chinesische Medizin Die traditionelle chinesische Medizin wurzelt im religiös-philosophischen Konzept der beiden Urprinzipien Yin und Yang und in der damit verbundenen Vorstellung vom menschlichen Körper. Diese beiden Urkräfte, die das Universum regieren, stehen sich polar gegenüber und ergänzen sich gleichzeitig. Yin ist das weibliche Prinzip mit den Eigenschaften »passiv, negativ, dunkel, kalt, leer, rückgängig, auflösend«: zu ihm gehören Erde, Mond, Finsternis, Urfeuchtigkeit und Tod. Yang ist das männliche Prinzip mit den Eigenschaften »aktiv, positiv, hell, warm, stark, zeugend, entwickelnd«: zu ihm gehören Himmel, Sonne, Licht, Urwärme und Leben. Wie das Gleichgewicht des Kosmos beruht auch die Gesundheit des Menschen auf der Harmonie zwischen Yin und Yang; ihr Missverhältnis führt zur Krankheit.

Die chinesischen Ärzte nahmen sich für jeden Patienten viel Zeit; eine Untersuchung konnte mehrere Stunden dauern. Die wichtigste diagnostische Methode war das Fühlen des Pulses, von dem man mehr als 200 verschiedene Arten kannte. An zweiter Stelle stand die Untersuchung der Zunge, bei der vornehmlich auf die Farbe geachtet wurde. Man glaubte nämlich, dass zwischen den einzelnen Abschnitten der Zunge und den Eingeweiden Wechselbeziehungen bestünden. Von allen Teilen der chinesischen Medizin am weitesten entwickelt war die Arzneimittellehre, wobei die Medikamente in Form von Abkochungen, Mixturen, Pulvern, Pillen, Zäpfchen und in Fett gebraten verabreicht wurden. Immerhin verdankt die abendländische Medizin den Chinesen den Rhabarber, den Kampfer, das Ephedrin, den Sternanis, die Ginsengwurzel und nicht zuletzt den Tee.

Eine durch und durch chinesische Erfindung ist die Akupunktur. Zu ihrer Unterstützung, aber auch allein, wird zuweilen die Moxibustion angewendet. Dazu klebt man Stangen oder Kegel aus getrockneten Beifußblättern, Schwefel, ölgetränktem Binsenmark oder Wolle auf die gewünschte Körperstelle und zündet sie an. Die Folge ist eine leichte Versengung der Haut, die dazu beitragen soll, gestaute Krankheitsmaterien in Bewegung zu setzen und ihnen eine eigene Ausgangspforte zu öffnen. Häufig angewandt wurden auch Massage, Heilgymnastik und Atemübungen. Kenner der traditionellen chinesischen Medizin halten ihre diagnostischen Methoden für zu einseitig und für nicht ausreichend, um damit alle heute bekannten Krankheiten feststellen zu können. Ebenso bedürfen die therapeutischen Möglichkeiten der traditionellen chinesischen Heilkunde einer Ergänzung durch westliche Praktiken. Man kann nicht alle Krankheiten mit Akupunktur heilen. Andererseits liegt der Vorteil der traditionellen chinesischen Medizin darin, dass nicht nur einzelne Krankheitssymptome bekämpft werden, sondern dass die Behandlung vielmehr umfassend auf die diagnostizierte Grundstörung ausgerichtet ist.

Abbildungen

  • Chinesische Medizin_chinesische_Chinese_meridians.JPG

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