Interferone Körpereigene Abwehrstoffe, die in von Viren befallenen Zellen des Organismus entstehen und die Vermehrung der Viren blockieren, wodurch andere, noch nicht infizierte Zellen gegen die virale Invasion geschützt werden. Das wichtigste biologische Merkmal der Interferone ist die Artspezifität der Wirkung. So ist z. B. Interferon aus Hühnerzellen nur in Hühnern wirksam. Hingegen sind die Interferone nicht virusspezifisch: Das Hühnerinterferon ist in Hühnerzellen nicht nur gegen dasjenige Virus wirksam, das seine Bildung angeregt hat, sondern gegen eine Vielzahl unterschiedlicher Viren.
Das Ausmaß der Interferonbildung ist sehr unterschiedlich, es hängt sowohl von der Art der Viren als auch von der Art der befallenen Zellen ab. Im Gegensatz zur relativ langsam ablaufenden Reaktion des Immunsystems auf eingedrungene Viren läuft die Interferon-Bildung sehr rasch - innerhalb weniger Stunden - ab. Allerdings hält der auf diese Weise entstehende Schutz vor einer weiteren Virusinfektion nur ungefähr 24 Stunden an. Interferone sind Eiweißkörper, deren chemische Struktur größtenteils aufgeklärt werden konnte. Heute lassen sich Interferone unter Verwendung von Kolibakterien gentechnisch herstellen. Die auf diese Weise gewonnenen Interferone sind wesentlich billiger als die natürlichen aus Spender-Blutkörperchen. Therapeutisch verwendet man Interferone bei schweren Infektionen mit dem Herpesvirus, chronisch-aggressiver Hepatitis (infektiöse Leberentzündung), multipler Sklerose und verschiedenen Tumorerkrankungen. Dabei treten häufig Nebenwirkungen auf: beispielsweise grippeähnliche Beschwerden, manchmal auch Übelkeit, Erbrechen und Müdigkeit. Aufgrund der bisherigen Ergebnisse muss allerdings davor gewarnt werden, in Interferone überzogene Erwartungen zu setzen oder sie gar als »Wundermittel« zu betrachten.