Lexikon

Hepatitis

Definition Hepatitis

auch bekannt als: Virushepatitis, Leberentzündung

Hepatitis Eine akute Entzündung der Leber kann durch Viren, Bakterien, Parasiten, verschiedene Gifte, Alkohol und einige Arzneimittel verursacht werden. Von überragender Bedeutung ist die weltweit verbreitete Virushepatitis, die durch unterschiedliche Viren verursacht wird und bei der man dementsprechend folgende Krankheitsformen unterscheidet:

  • Hepatitis A (frühere Bezeichnungen: infektiöse Hepatitis, epidemische Gelbsucht): Sie wird durch Schmutz und Schmierinfektion übertragen, kommt häufiger bei Kindern und Jugendlichen vor und tritt vorwiegend in Gegenden mit schlechten sanitären Verhältnissen - vorzugsweise in Subtropen und Tropen - auf. Kleinere und größere Epidemien kommen in Schulen, Kindergärten, Lagern sowie unter Kriegsverhältnissen bei der Truppe vor. Der Erkrankungsgipfel fällt in die späten Herbst- und frühen Wintermonate. Die lnfektion kann durch direkten Kontakt und vor allem durch verunreinigtes Trinkwasser, Milch, Gemüse, Salate, Austern oder Muscheln erfolgen. Die Inkubationszeit beträgt zwischen 15 und 50, im Durchschnitt 30 Tage. Das Virus wird 1-3 Wochen vor Beginn der Erkrankung und 2-3 Wochen danach mit dem Stuhl ausgeschieden. Nicht alle Erkrankten bekommen eine Gelbsucht, aber alle scheiden vorübergehend das Virus aus. Die Hepatitis A hinterlässt eine lebenslange Immunität. Für Menschen, die in verseuchte Gebiete reisen, gibt es eine wirkungsvolle Schutzimpfung.
  • Hepatitis B (Serumhepatitis, Transfusionshepatitis): Sie ist 100-mal ansteckender als AIDS und wird durch Bluttransfusionen, Injektionen, Instrumente, vorwiegend jedoch durch sexuelle Kontakte übertragen. Gefährdet sind vor allem Drogenabhängige, die unsauberes Spritzenbesteck benutzen, Menschen mit häufig wechselndem Geschlechtspartner, Bluterkranke oder Patienten, die Bluttransfusionen unklarer Herkunft bekommen, sowie Dialysepatienten und medizinisches Personal. Es besteht keine Altersabhängigkeit und keine jahreszeitliche Häufung. Die Inkubationszeit beträgt 1-4 Monate. Auch bei dieser Form der Hepatitis ist eine vorbeugende Schutzimpfung möglich. Bei 5-10 Prozent der befallenen Erwachsenen und bei fast 80 Prozent der Kinder wird die Hepatitis B chronisch.
  • Hepatitis C: Sie wird wie die Hepatitis B durch Blut oder Geschlechtsverkehr übertragen, oft bleibt der Infektionsweg jedoch unerkannt. Die Hepatitis C hat sich in den letzten Jahren massiv ausgebreitet, und man rechnet allein in Deutschland mit nahezu 1 Million Erkrankten. Die Inkubationszeit beträgt 30-90 Tage. In 40-60 Prozent der Fälle ist mit einem chronischen Verlauf zu rechnen.
  • Mit Hepatitis D können sich nur Menschen anstecken, die schon zuvor mit Hepatitis B infiziert waren. Die Hepatitis E kommt vor allem in Asien, Afrika, Mittel- und Südamerika vor, die Hepatitis F in Indien. Die Hepatitis G ist vor allem unter Drogenabhängigen verbreitet.

Der genaue Virustyp kann durch eine Blutuntersuchung unter Verwendung spezieller Nachweisverfahren festgestellt werden.

Das klinische Bild ist bei allen Hepatitis-Formen ähnlich. Der eigentlichen Erkrankung gehen unspezifische Symptome wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Müdigkeit, dumpfe Schmerzen unter dem rechten Rippenbogen, manchmal auch Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen voraus. Mit der Dunkelfärbung des Urins und Entfärbung des Stuhls tritt in vielen Fällen eine deutliche, oft von Juckreiz begleitete Gelbsucht auf, die darauf beruht, dass die geschädigte Leber das beim Blutabbau anfallende Bilirubin nicht mehr verarbeiten kann, so dass es in die Blutbahn übertritt und anschließend Haut und das Weiße des Auges gelb färbt. Nach etwa 10 Tagen beginnen die Gelbsucht und die Magen-Darm-Symptome abzuklingen. Langsam werden auch Stuhl- und Urinfarbe wieder normal. Bei normalem Verlauf ist die Gelbsucht nach 2-6 Wochen ganz verschwunden. Die Erkrankung selbst kann bis zu 6 Monate und länger anhalten. Eine mögliche Komplikation ist die plötzliche und lebensbedrohliche akute Lebernekrose als Folge eines massiven Leberzelluntergangs.

Der Vorbeugung dient eine peinliche Hygiene, besonders im medizinischen Bereich sowie bei Reisen in südliche Länder (Händewaschen; nur gekochte Speisen einnehmen: einwandfreies Mineralwasser trinken; Obst schälen).

Eine ursächliche Behandlung der Virushepatitis ist nicht möglich. Allgemeine Maßnahmen zur Leberschonung wie strenges Alkoholverbot, Verzicht auf Medikamente, Bettruhe, leicht verdauliche Kost, warme Bauchwickel stehen daher im Vordergrund. Bei der Hepatitis C wird zusätzlich versucht, mit Medikamenten, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppression), die Krankheit einzudämmen.

Auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus sind Kontrolluntersuchungen des Blutes erforderlich. Bei Erkrankung an Hepatitis B oder C kann der Betroffene noch weit über die akute Krankheitsphase hinaus für seinen Sexualpartner infektiös sein.

Sind Störungen im Befinden und der Leberfunktion (Labor!) länger als 6 Monate nach Überstehen der akuten Krankheit nachweisbar, muss eine Leberpunktion Klarheit schaffen, ob eine chronische Hepatitis vorliegt. Dann ist mit einer längeren Krankheits- und Behandlungsdauer zu rechnen, und stets besteht die Gefahr eines Übergangs in eine lebensbedrohliche Leberzirrhose sowie ein erhöhtes Risiko, einen Leberkrebs zu entwickeln.

Abbildungen

  • Hepatitis_1_HCV_prevalence_1999.png

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