Wachstum Der Mensch wächst etwa bis zu seinem 25. Lebensjahr. Ungefähr 5 Jahre lang hält er dann die bis dahin erreichte Höhe, und anschließend vermindert sich seine Körperlänge wieder ganz langsam, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass das Gewebe der Zwischenwirbelscheiben immer mehr an elastischer Spannung einbüßt und dadurch zwischen den einzelnen Wirbelkörpern weniger Platz benötigt.
Die Körpergröße, die ein Mensch als Erwachsener erreichen wird, ist bis zu einem gewissen Grad schon im Augenblick der Befruchtung festgelegt; d. h., die Anlage für die Körpergröße ist vererbt. Natürlich kommt es entscheidend darauf an, unter welchen Umwelteinflüssen sich diese Anlage im Lauf der ersten 20 Lebensjahre ausprägen kann. Lang dauernde Unterernährung oder unzweckmäßige Ernährung kann dazu führen, dass der heranwachsende Mensch schließlich erheblich kleiner bleibt, als es seiner ererbten Anlage entspricht; ebenso können lang dauernde Krankheiten in den Jugendjahren oder Störungen in der Funktion mancher Hormondrüsen das Wachstum nachteilig beeinflussen.
Besonders bedeutungsvoll ist in dieser Beziehung die Hirnanhangdrüse (Hypophyse), die das so genannte Wachstumshormon produziert. Besteht an diesem Hormon ein Mangel, so bleibt der Betroffene zwerghaft klein (Minderwuchs); arbeitet die Hirnanhangdrüse dagegen während der Entwicklungsjahre zu lebhaft, so entsteht die Erscheinungsform des hypophysären Riesenwuchses (Gigantismus).
Stellt sich die gleiche Hormonstörung erst in späteren Lebensjahren ein, zu einer Zeit also, in der die Wachstumszonen der Knochen bereits geschlossen sind, so kann sie nicht mehr eine Längenzunahme der Knochen auslösen. Dafür nehmen dann die Knochen an ihren »Spitzen« zu: Es entsteht das Krankheitsbild der Akromegalie, bei dem Finger und Hände, Zehen und Füße, Stirnhöcker, Nase, Lippen und Kinn krankhaft vergrößert bzw. wulstig vergröbert sind. Neben der Hirnanhangdrüse sind auch Schilddrüse, Thymus, Zirbeldrüse und Keimdrüsen (Eierstöcke bzw. Hoden) mit ihren Hormonen an der Ausprägung der endgültigen Körpergröße beteiligt.
Seit es gelungen ist, das Wachstumshormon (STH = somatotropes Hormon; HGH = Human Growth Hormone) synthetisch herzustellen, weiß man, dass es artspezifisch ist, d. h., dass bei Menschen nur das menschliche Wachstumshormon eine Wirkung hat. Tumoren und Schädigungen der Hirnanhangdrüse während der Geburt, durch Sauerstoffmangel und Infektionen können Wachstumsstörungen verursachen, die zu einem proportionierten Zwergwuchs führen. Durch jahrelange Zufuhr von Wachstumshormonen gelingt es jedoch normalerweise, ein zwergwüchsiges Kind auf Normalmaß zu bringen.