Lexikon

Bettnässen

Definition Bettnässen

auch bekannt als: Enuresis

Bettnässen 9 von 10 Kindern werden im Alter zwischen 1 1/2 und 4 1/2 Jahren, meist während des 3. Lebensjahres, trocken, d. h. sie machen auch nachts nicht mehr in Windeln oder Bett. Die Übrigen, die erst später trocken werden, bezeichnet man als Bettnässer. Einnässen muss deshalb in der Regel als Folge einer Reifungsstörung angesehen werden.

Man unterscheidet beim Einnässen verschiedene Formen bzw. Umstände:

  • Einnässen bei Tagoder nur nachts
  • primäres Bettnässen: Das Kind war seit Geburt noch keine Nacht trocken (80 Prozent aller Fälle).
  • sekundäres Bettnässen: Nachdem das Kind bereits längere Zeit trocken war, wird es wieder zum Bettnässer (20 Prozent).Bis zur Einschulung wird die Hälfte der bettnässenden Kinder sauber: Allerdings findet man unter allen 15-Jährigen — bei Knaben ungefähr zweimal so häufig wie bei Mädchen — noch immer 1 Prozent Bettnässer. Statistiken zufolge kommt Bettnässen häufiger bei erstgeborenen Kindern, in niedrigen sozialen Schichten und bei Kindern vor, die in den ersten 4 Lebensjahren einer sozialen oder seelischen Schädigung ausgesetzt waren.Ursächlich kommen für das Bettnässen verschiedene Faktoren infrage: Veranlagung, Reifungsstörung mit verspäteter Sauberkeitsgewöhnung, nicht verarbeitete Konfliktsituationen, ungeeignete Erziehung. Ausschlaggebend ist oft auch, dass das Kind zu früh oder inkonsequent zur Reinlichkeit erzogen wurde.In jedem Fall müssen körperliche Ursachen wie abnormer Tiefschlaf Harnblasenentzündung Zuckerkrankheit, Anfallsleiden und Fehlbildungen des Harnapparates ausgeschlossen werden. Insgesamt sind jedoch seelische Ursachen weitaus häufiger als körperliche.Der Arzt hat die verantwortungsvolle Aufgabe, durch umfangreiche Untersuchungen eine körperliche Störung auszuschließen, ehe er eine geeignete Therapie einleitet. Dazu ist ein großes Untersuchungsprogramm erforderlich: ausführliche Erhebung der Vorgeschichte, klinische Untersuchung, Labor- und Ultraschalluntersuchung, spezielle urologische Diagnoseverfahren und schließlich Psychodiagnostik (Verhaltensbeobachtung, verschiedene Tests). Erst wenn alle diese Untersuchungen abgeschlossen sind und das Kind älter als 5 Jahre ist, kann die Behandlung begonnen werden.Schon die Befragung des Kindes in der Praxis des Arztes kann eine wichtige Behandlungsmaßnahme darstellen. Der Arzt soll durch sein persönliches Engagement helfen, die unheilvolle häusliche Spannung abzubauen. Ständige Vorwürfe, Druck und Ängste verhindern ein günstiges Behandlungsergebnis: Vielmehr soll das Kind aktiv in die Behandlung miteinbezogen werden, sodass es sich selbst heilen kann. Unterstützend wirken dabei suggestive Methoden: das Ausmalen eines Kalenders oder das Bekleben von Sternchenkarten, wenn das Kind eine Nacht trocken geblieben war. Ältere Kinder können in einem Notizbuch oder Tagebuch die Aufzeichnungen über trockene und nasse Nächte machen. Wenn diese Aufgabe gut erfüllt und vom Arzt belohnt wird, kommt es schon allein dadurch bei vielen Kindern zum Ausbleiben des Einnässens. Bei älteren Kindern sind auch Entspannungsübungen und Bewegungstherapie nützlich, da hierdurch das Körperempfinden verbessert und das Selbstgefühl gestärkt wird. Eine generelle Einschränkung der Flüssigkeitsaufnahme hilft im Allgemeinen wenig, jedoch ist es sinnvoll, dass das Kind am Abend nicht übermäßige Mengen trinkt. Als weitere Maßnahme ist ein Blasentraining am Tage zu empfehlen: Die Mutter soll jüngere Kinder am ersten Tag halbstündlich auf den Topf setzen, um die völlige Entleerung der Harnblase sicherzustellen. Die Intervalle werden dann jeweils um eine halbe Stunde verlängert, bis das Kind den Urin 3-4 Stunden halten kann.Sehr beliebt sind elektrische Weckautomaten: Ein Summerton weckt das Kind, sobald es einnässt. Von den über 7 Jahre alten Bettnässern werden mithilfe dieses Apparates 75 Prozent nach einigen Wochen trocken. Kommt es nach einiger Zeit zu einem Rückfall, so kann ein zweiter Versuch mit dem Gerät unternommen werden. Eine weitere Hilfe können Medikamente sein, wobei allerdings die Wirkung nicht immer zufriedenstellend ist. Da es sich um Psychopharmaka handelt, lehnen manche Kinderärzte die Verschreibung dieser Präparate für Bettnässer ab. Hat eine erste Behandlungsphase von 12 Wochen nicht zum gewünschten Erfolg geführt, soll eine Pause von mehreren Monaten eingelegt werden. In der nächsten Behandlungsphase wird erneut mit suggestiven und medikamentösen Maßnahmen begonnen. Wird damit noch immer kein durchschlagender Erfolg erzielt, müssen gezielte psychotherapeutische Methoden ausgewählt werden: Spieltherapie, Verhaltenstherapie, Familientherapie. Als letzter Ausweg, der nur sehr selten beschritten werden muss, bietet sich eine stationäre Behandlung mit einem umfassenden Therapiekonzept an.

Abbildungen

  • Bettnässen_Plastikwindel_Plastic Pants suitable for nocturnal enuresis in larger child or small adult.jpg

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