Röntgenstrahlen 1895 von Conrad Röntgen entdeckte elektromagnetische Strahlen, deren immense Bedeutung in der Heilkunde auf 3 spezifischen Eigenschaften beruht:
Mit den ersten beiden Eigenschaften ist die Grundlage für ihre Anwendung in der Diagnostik gegeben. Lässt man z. B. den Brustkorb eines Menschen von Röntgenstrahlen durchdringen und stellt auf die gegenüberliegende Seite einen fotografischen Film, so erkennt man darauf nachher das Schattenbild des knöchernen Brustkorbs. Auf dem fertigen Röntgenfilm sind die Rippen hell, die übrigen Teile unterschiedlich dunkel dargestellt. So erscheint eine gesunde Lunge in einem milchigen Grau, während sich beispielsweise ein darin liegender verkalkter Lymphknoten als heller, »Schatten gebender« Fleck abbildet. Ist dagegen Lungengewebe in einem umschriebenen Bezirk zu Grunde gegangen, so dringen hier die Röntgenstrahlen leichter durch, und auf dem Röntgenbild zeigt sich ein dunkler Bezirk.
Eine Sonderform der Röntgenuntersuchung stellt die Durchleuchtung dar: Bei dieser Technik trifft die Röntgenstrahlung auf einen fluoreszierenden Bildschirm, dessen Bild über einen Verstärker an eine spezielle Fernsehkamera weitergeleitet wird. Während der Zeit der Durchleuchtung wird das Bild fortwährend auf einem Monitor dargestellt und ermöglicht somit auch die Beurteilung dynamischer Vorgänge.
Durchleuchtung und Röntgenaufnahmen verwendet der Arzt auch, wenn er den Magen, den Darm oder die Nierenbecken untersuchen will. Damit diese »weichen« Organe einen Schatten ergeben, müssen sie zuvor mit einem Kontrastmittel gefüllt werden: der Verdauungskanal mit einem bariumhaltigen Brei, den der Patient schluckt oder als Einlauf bekommt, das Nierenbecken mit einer Flüssigkeit, die, in die Blutbahn gespritzt, ins Nierenbecken ausgeschieden wird. Kontrastbrei oder -flüssigkeit füllen das Organ völlig aus, und die Abweichungen von der normalen Figur ihres Schattens erlauben dem erfahrenen Arzt, krankhafte Formveränderungen, etwa den Krater eines Magengeschwürs oder den Hügel einer Krebsgeschwulst, zu erkennen.
Großen diagnostischen Wert besitzen die Angiografie (röntgenologische Darstellung von Blutgefäßen nach Injektion eines Kontrastmittels, vor allem der Aorta und der Lungen-, Herz-, Nieren- und Gehirngefäße) und die Angiokardiografie (Röntgenkontrastdarstellung der Herzhöhlen). Daneben sind in den letzten Jahrzehnten noch weitere, auf der Anwendung von Röntgenstrahlen beruhende Diagnoseverfahren entwickelt worden. So gelang es mit der Kymografie, mit Hilfe von Röntgenstrahlen Bewegungsaufnahmen vom Herzen anzufertigen. Dieses Verfahren ist heute jedoch weitgehend von der Echokardiografie, einer Form der Ultraschalldiagnostik, ersetzt worden. Anderen speziellen diagnostischen Zwecken dienen die Schichtaufnahmeverfahren (Tomografie), mit denen sogar Gewebebezirke dargestellt werden können, die hinter dichten Körperteilen verborgen sind.
Den größten technischen Fortschritt in der Röntgendiagnostik stellt die Bildverstärkerröhre dar. Durch sie wird ein mehrtausendfach verstärktes Durchleuchtungsbild erzeugt, das im unverdunkelten Raum beobachtet werden und auch von einer Fernsehkamera abgenommen und auf den Bildschirm eines Sichtgerätes übertragen werden kann. Diese Art des »Röntgenfernsehens« kann mit einer Bildbandspeicherung kombiniert werden.
Neben der für diagnostische Zwecke genutzten Fähigkeit zur Durchdringung und Abbildung von Geweben nützt man auch die 3. Eigenschaft der Röntgenstrahlen: ihre zellzerstörende Wirkung. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass in lebhafter Vermehrung begriffene Zellen gegen Röntgenstrahlen empfindlicher sind als ausgereifte, war den Röntgenstrahlen ihr Platz in der Krebsbehandlung sicher, denn eine Krebsgeschwulst besteht ja gerade aus jungen, sich lebhaft vermehrenden Zellen. Entscheidend ist dabei, die Bestrahlung so zu dosieren, dass sie stark genug ist, um die Krebszellen zu zerstören, aber noch zu schwach, um die gesunden Zellen des Organs mehr als unvermeidbar zu schädigen (Strahlenbehandlung).
Schließlich haben sich Röntgenstrahlen auch bei anderen Erkrankungen, etwa zur Behandlung eines chronischen Ekzems, eines Schweißdrüsenabszesses in der Achselhöhle oder chronischer Entzündungsvorgänge im Kniegelenk - hier natürlich in viel geringerer Dosierung als in der Krebstherapie - als überaus hilfreich erwiesen.
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