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Magengeschwür

Definition Magengeschwür

auch bekannt als: Ulcus ventriculi, Leberverhärtung

Magengeschwür Da Magen und Zwölffingerdarm eine funktionelle Einheit bilden, gilt das nachfolgend Gesagte auch für das Zwölffingerdarmgeschwür. Man spricht deshalb heute ganz allgemein und zusammenfassend von der Ulkuskrankheit (Geschwürskrankheit), die dadurch gekennzeichnet ist, dass im Einwirkungsbereich des sauren Magensaftes umschriebene Schleimhautdefekte und -krater auftreten. Diese entstehen, wenn bestimmte Schleimhautbezirke unfähig sind, der Verdauungswirkung des Magensaftes standzuhalten. Männer sind viermal häufiger betroffen als Frauen.

Auf einen Patienten mit Magengeschwüren kommen 4 Kranke mit Zwölffingerdarmgeschwüren. Von der Gesamtbevölkerung leiden etwa 10 Prozent an der Ulkuskrankheit.

Als ursächliche Faktoren kommen in Betracht: Konstitution (Schlankwuchs), Vererbung. Stress (gehetzte Lebensweise, Konflikte, seelische Belastungen), Rauchen, Verbrennungen, hormonelle Einflüsse, chronische Erkrankungen der Leber und der Lunge. Zudem weiß man seit einiger Zeit, dass der Keim Helicobacter pylori nicht nur an der Entstehung der chronischen Magenschleimhautentzündung, sondern auch an der von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren sowie des Magenkrebses beteiligt ist. Dieser Keim wird bei 80 Prozent aller nicht durch Arzneimittel bedingten Geschwüre gefunden.

Die Symptome sind: Unbehagen, Druck- und Völlegefühl im Oberbauch, Übelkeit, Aufstoßen, Erbrechen, Sodbrennen sowie dumpfe oder bohrende, in den Rücken ausstrahlende Schmerzen. Setzt der Schmerz sofort nach den Mahlzeiten ein, spricht dies für ein Magengeschwür, wohingegen der Spät-, Nüchtern- und Hungerschmerz häufiger beim Zwölffingerdarmgeschwür zu finden ist. Besonders schlecht vertragen werden Nahrungs- und Genussmittel, die die Magensaftproduktion anregen, so z. B. Bohnenkaffee, Alkohol, Fleischbrühe, scharf gewürzte und fett gebackene Speisen, Gemüse sowie grobes tierisches Fett. Auch Stuhlunregelmäßigkeiten - Verstopfung oder Durchfälle - kommen oft vor. Die Zunge ist meist belegt. Häufig fallen die Magenkranken durch einen leidenden Gesichtsausdruck mit tief eingegrabenen Nasen-Lippen-Falten und eingefallenen Wangen auf. Der Verlauf ist nicht selten durch wiederholte Rückfälle gekennzeichnet, doch auch Heilungen ohne Behandlung kommen vor. Als gefährliche Komplikationen drohen der Durchbruch des Geschwürs durch die Magenwand, wodurch Magensaft in die Bauchhöhle fließen und eine lebensbedrohliche Bauchfellentzündung auslösen kann, sowie die narbige Verengung des Magenausgangs, Blutungen und krebsige Entartung.

Die Diagnose stützt sich auf das Röntgenbild, außerdem bestimmt man Menge und Säuregehalt des Magensaftes: Häufig wird zudem eine Magenspiegelung (Gastroskopie) vorgenommen.

Eine stationäre Therapie ist nur bei Komplikationen notwendig, sonst kann das Magengeschwür ambulant behandelt werden. Bettruhe beschleunigt zwar die Geschwürsheilung, muss aber nicht unbedingt sein. Wichtig sind jedoch Ruhe und Entspannung, also Vermeidung von Stress und Überlastung, eventuell unterstützt durch die Einnahme von Psychopharmaka, von denen einige gleichzeitig auch noch die Magensaftabsonderung bremsen. Durch Ausschaltung aller schädigenden Einflüsse (Rauchen, Stress, Einnahme von Antirheumatika) und Bettruhe heilen 30-60 Prozent aller Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre innerhalb von 4-6 Wochen ohne weitere Behandlung ab. Von der früher stets empfohlenen strengen Magenschonkost (Milch-BreiKost) ist man heute ganz abgekommen. Milch ist sogar möglichst einzuschränken, da sie die Magensäureabsonderung fördert. Hingegen sind frische pflanzliche Gewürze durchaus erlaubt. Zu empfehlen ist eine leichte Vollkost nach dem Grundsatz: »Alles, was vertragen wird, ist auch erlaubt«: Probleme bereiten in der Regel vor allem gebratene und in heißem Fett ausgebackene Speisen. Der Patient kann Kaffee trinken, wenn er ihm gut bekommt. Unbedingt zu meiden sind konzentrierter Alkohol (»harte Getränke«) sowie Alkohol auf leeren Magen. Die Empfehlung, wonach zahlreiche kleinere Mahlzeiten die Heilung fördern, ist zwar nicht belegt, wird aber wegen Besserung der subjektiven Beschwerden von vielen Patienten gern befolgt.

In der medikamentösen Therapie der Ulkuskrankheit steht heute die radikale Beseitigung von »Helicobacter pylori« an erster Stelle. Diese gelingt durch die Kombinationstherapie mit einem sogenannten Protonenpumpenhemmer, der die Säuresekretion herabsetzt, und einem Antibiotikum. Durch eine derartige Behandlung heilen 80 Prozent der Geschwüre innerhalb von 2 Wochen ab: Gleichzeitig sinkt die Häufigkeit von Rückfällen auf weniger als 10 Prozent in einem Jahr ab. Durch diese Therapie ist die früher übliche Behandlung mit sogenannten Histamin-H-Rezeptorenblockern, die ebenfalls die Säureabsonderung hemmen, aber nicht die schädigenden Keime beeinflussen, weitgehend in den Hintergrund gedrängt worden.

Die ältesten Medikamente in der Geschichte der Behandlung von Magengeschwüren sind die Antazida (Säurehemmer), die die Salzsäure im Magen neutralisieren. Derartige Medikamente - deren Säurebindungsfähigkeit sehr unterschiedlich ist - sollen 1-3 Stunden nach einer eiweißreichen Mahlzeit eingenommen werden. Sie beschleunigen die Abheilung der Geschwüre und wirken in den meisten Fällen schmerzstillend, eignen sich allerdings nicht zur Verhütung von Rezidiven (Neuausbruch der Krankheit). In höheren Dosen kann das in vielen Präparaten enthaltene Aluminium oder Magnesium zu Stuhlunregelmäßigkeiten (Durchfall oder Verstopfung) sowie bei eingeschränkter Nierenfunktion zu deren Schädigungen führen.

Bei Komplikationen wie Durchbruch des Geschwürs oder ständigen Blutungen sind operative Maßnahmen angezeigt, ebenso bei längerer Dauer der Krankheit und Erfolglosigkeit der medikamentösen Therapie. In diesen Fällen wird eine Zweidrittel-Resektion des Magens vorgenommen und der Magenstumpf mit dem Zwölffingerdarm verbunden. Beim Zwölffingerdarmgeschwür wird die Vagotomie (Durchtrennung des Nervus vagus, der die Säureproduktion stimuliert) - in schweren Fällen auch kombiniert mit einer Magenresektion - bevorzugt.

Abbildungen

  • Magengeschwür_Deep_gastric_ulcer.png

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