Schizophrenie Die Geisteskrankheit, bei der normale und krankhafte Erlebnis- und Verhaltensweisen nebeneinander bestehen, geht mit Störungen des Gedankengangs, des Gefühlslebens und des subjektiven Erlebens der eigenen Persönlichkeit einher. Die Denkstörungen äußern sich unter anderem in Zerfahrenheit, bizarren Gedanken und Sprachstörungen. Das Gefühlsleben (Affektivität) ist durch Sprunghaftigkeit, scheinbare Zusammenhanglosigkeit und Stimmungswechsel (Reizbarkeit, Beziehungswahn, Wut, Stumpfheit, bizarres Mienenspiel, Unentschlossenheit) gekennzeichnet. Der Kranke empfindet die Umwelt oder auch sich selbst als fremd; die Grenzen zwischen dem Ich und der Außenwelt sind verschwommen. Gedächtnis und Intellekt sind grundsätzlich nicht beeinträchtigt; jedoch kann der Kranke stumpf und ausgebrannt wirken, weil ihm die Kraft fehlt, sich mit der Umgebung aktiv auseinanderzusetzen. Als weitere Symptome können Halluzinationen (Trugwahrnehmungen), Wahnideen (Verfolgungs-, Größen-, Liebeswahn), Erinnerungstäuschungen, Wortneubildungen, Schreibstörungen, beharrliches Schweigen sowie Stereotypien (ständiges Wiederholen von Äußerungen) auftreten. Nach Symptomatik und Verlauf werden 4 Schizophrenieformen unterschieden:
1. einfache Schizophrenie (Schizophrenia simplex): Dies ist eine relativ symptomarme Krankheitsform, bei der Halluzinationen und Wahngedanken fehlen.
2. hebephrene Schizophrenie: jugendliche Form mit schleichendem Beginn im Pubertätsalter. Die vorherrschenden Anzeichen sind läppisch-albernes Verhalten, Gemütsverödung, zunehmende Antriebsverarmung und Denkzerfahrenheit.
3. katatone Schizophrenie (Spannungsirresein): psychische Störung mit muskulären Krampf- und Spannungszuständen.
4. paranoide Schizophrenie: Dabei herrschen Verfolgungs- und Größenwahn sowie Halluzinationen vor.
Die Schizophrenie - in Deutschland leidet etwa 1 Prozent der Bevölkerung daran - tritt meist erstmals zwischen dem 18. und 35. Lebensjahr auf, wobei ein akuter Beginn häufiger ist als ein schleichender. Der weitere Verlauf kann chronisch oder schubweise sein; zwischen den einzelnen Krankheitsschüben kann sogar ein beschwerdefreies Intervall von Tagen bis Jahrzehnten liegen. Die eigentliche Ursache ist noch unbekannt. Ohne Zweifel spielen Erbfaktoren eine gewisse Rolle; erst vor kurzem haben Wissenschaftler ein mit der Schizophrenie im Zusammenhang stehendes Gen entdeckt, das für Störungen des Gehirnstoffwechsels verantwortlich zu sein scheint. Als auslösende Faktoren - nicht als Ursache - kommen Pubertät, Verlobung, Heirat, Schwangerschaft, Reisen, Prüfungen, Berufswechsel und andere aktuelle Belastungen in Betracht.
Im Vordergrund der Behandlung steht heute der Einsatz von Psychopharmaka. Je früher die Therapie einsetzt, um so größer ist der Erfolg. Von Bedeutung sind auch Psychotherapie sowie Arbeits- und Beschäftigungstherapie, die bereits zur Rehabilitation der Kranken überleiten. Je nach Schwere und Dauer der Krankheit gelingt es auf diese Weise, etwa ein Drittel der Patienten vollkommen zu heilen. Einem weiteren Drittel kann man immerhin so weit helfen, dass die Betroffenen mit gewissen Einschränkungen ein halbwegs normales Leben führen können. Das letzte Drittel der Erkrankten benötigt hingegen oft eine lebenslange intensive Betreuung.