Kinderlosigkeit Obwohl Empfängnisverhütung und Geburtenregelung im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses stehen, hat für nicht wenige Menschen das Problem der unerwünschten Kinderlosigkeit oder Sterilität weit größeres Gewicht. Da beide Problemkreise auf der genauen Kenntnis des Geschehens bei der Empfängnis beruhen, kann man dieses Wissen sowohl für die Empfängnisverhütung als auch für ihr Gegenteil, die Empfängnisherbeiführung, anwenden. In den meisten Ehen besteht der Wunsch nach wenigstens einem Kind. Stellt sich jedoch trotz häufigen ungeschützten Geschlechtsverkehrs keine Schwangerschaft ein, wie es im Durchschnitt bei etwa 10 Prozent der Ehepaare der Fall ist, besteht das Bedürfnis nach einer Spezialberatung, die Frau und Mann einbeziehen muss. Stets ist dabei ein kompletter Untersuchungsgang erforderlich, da durchaus kombinierte Ursachen - z. B. eine hormonale Störung bei der Frau und ein Defekt der Samenzellen beim Mann - dafür verantwortlich sein können, dass die Frau nicht schwanger wird.
Die Untersuchung umfasst:
1. die anatomische Befunderhebung bei Frau und Mann;
2. die Überprüfung der Tätigkeit der weiblichen Eierstöcke;
3. die Beobachtung der Veränderungen im Muttermundhalskanal im Ablauf eines Zyklus zwischen 2 Menstruationen;
4. die Bestimmung der Fähigkeit des Gebärmutterhalssekrets zur Aufnahme der Samenfäden;
5. das Erfassen der Dauer und des Verhaltens der Menstruationsphase nach dem Eisprung;
6. die Kontrolle der Zeugungsfähigkeit des Mannes;
7. die eingehende Überprüfung der Funktion der Eileiter (Eileiterdurchblasung, Röntgenuntersuchung, evtl. Bauchspiegelung).
Eine exakte Sterilitätsdiagnostik verlangt von Patienten und Arzt viel Geduld und Zeitaufwand. Nicht selten stellt sich im Lauf der Untersuchung die Frage, ob eventuell eine künstliche Befruchtung in Betracht kommt. Schließlich müssen auch die psychischen Aspekte des Problems berücksichtigt werden, wobei es allerdings bis heute noch nicht gelungen ist, den Anteil seelisch bedingter Fortpflanzungsstörungen exakt zu erfassen.
Die Behandlung richtet sich nach eventuell festgestellten Grundstörungen. Dennoch bleiben auch heute noch selbst bei Ausschöpfung aller therapeutischen Möglichkeiten nahezu zwei Drittel der behandelten sterilen Ehepaare kinderlos. Ihnen kann als Ausweg nur zu einer Adoption oder zur künstlichen Befruchtung geraten werden.