Rachitis Auf Vitamin-D-Mangel beruhender gestörter Einbau von Mineralstoffen in die Grundsubstanz des Knochens. Ursache ist entweder eine Eiweißmangelernährung oder eine Beeinträchtigung der Nahrungsaufnahme im Magen-Darm-Trakt. Häufig wird die Krankheit allerdings durch zu geringe Ultraviolettstrahlung ausgelöst, was daran liegt, dass UV-Strahlen erforderlich sind, um die in der Haut angereicherte Vorstufe von Vitamin D in das wirksame Vitamin überzuführen. Dies ist auch der Grund, warum die Rachitis bevorzugt in sonnenarmen Wintermonaten sowie bei wolkigem, dunstigem Wetter (England!) auftritt. Der Mangel an Vitamin D - es steuert die Aufnahme von Kalzium aus dem Darm und dessen Einbau in den Knochen - hat zur Folge, dass die Verkalkung der wachsenden Knochen misslingt; gleichzeitig werden feste Knochen entkalkt. Daneben lässt auch die Widerstandsfähigkeit des betroffenen Säuglings gegen Infektionen nach.
Die wichtigsten Anzeichen der Rachitis sind Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Reizbarkeit, Kopfschweiß, Blässe, Muskelschlaffheit, Entwicklungsstörungen (verspätetes Sitzen, Stehen und Gehen), ammoniakalischer Harngeruch und verspätetes Erscheinen der Milchzähne. Der Arzt findet eine abnorme Weichheit der Hinterhauptsknochen und eine knotenförmige Verdickung der Rippen an der Knochen-Knorpel-Grenze (»rachitischer Rosenkranz«). Die betroffenen Kinder bleiben klein, haben häufig eine Trichterbrust und ein unregelmäßig geformtes Becken. Außerdem weisen die Zähne charakteristische Fehlbildungen auf. Bricht die Rachitis erst später - in der Pubertät - aus, so werden die Knochen druckempfindlich, und die Betroffenen watscheln auffällig beim Gehen. Sie bekommen nicht selten einen Buckel, oft auch X- und O-Beine.
Bei der Therapie steht die Behandlung einer eventuellen Grunderkrankung - zum Beispiel einer Darmaufnahmestörung - an erster Stelle. Daneben werden Vitamin-D- und Kalzium-Präparate verordnet. Die Wirbelsäule kann mit einem Korsett stabilisiert werden: Knochenfehlstellungen bedürfen manchmal einer operativen Korrektur.
Die Rachitis tritt heutzutage in Deutschland kaum noch auf, was vor allem an der bei Säuglingen routinemäßig verordneten Prophylaxe liegt. Insbesondere bei kleinen Kindern und älteren Menschen müssen genügend Sonneneinstrahlung und eine ausgewogene Ernährung sichergestellt sein. Zu empfehlen ist die kontinuierliche Zufuhr von Vitamin D bei Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern. Diese Prophylaxe ist während des ganzen ersten Lebensjahres sowie im zweiten Lebenswinter (von September bis April) durchzuführen. Empfehlenswert ist die gleichzeitige Vorbeugung vor Rachitis und Karies durch Vitamin-D-Fluor-Tabletten.
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