Schilddrüsenüberfunktion Die Schilddrüsenüberfunktion, von der Frauen viermal so oft befallen werden wie Männer, ist nach der Zuckerkrankheit die häufigste hormonelle Erkrankung. Man findet sie in Meeresnähe häufiger als im Gebirge, in Städten häufiger als auf dem Land. Ursächlich spielen verschiedene Erkrankungen der Schilddrüse eine Rolle: eine Schilddrüsenentzündung, Geschwülste im Schilddrüsengewebe und vor allem die Basedow-Krankheit mit den 3 Symptomen: Kropf, Pulsbeschleunigung (120-200 Pulsschläge pro Minute) und Glotzauge. All diese Erkrankungen und zusätzlich noch die so genannte Schilddrüsenautonomie bedingen eine gesteigerte Produktion und Ausschüttung der Schilddrüsenhormone Thyroxin (Tetrajodthyronin, T4) und Trijodthyronin (T3), die den Grundumsatz und den Gesamtstoffwechsel erhöhen und damit für die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion verantwortlich sind. In seltenen Fällen kann auch ein Tumor der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) vorliegen, in dessen Folge vermehrt TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon) gebildet wird, das die Schilddrüsentätigkeit anregt.
Häufig ist die Schilddrüse mehr oder weniger stark vergrößert, ein auffälliges Merkmal, das man als Kropf (Struma) bezeichnet. Die Kranken sind oft ruhelos und ständig in Bewegung; ihr Puls ist beschleunigt, ihre Hände sind warmfeucht und zittern leicht; zudem leiden sie unter Hitzewallungen und Schweißausbrüchen. All das sowie auch der bereits erwähnte übermäßige Energiebedarf und die dadurch bedingte Abmagerung sind Folge des gleichsam ständig unter Volldampf stehenden Organismus. Oft sind die Augen vergrößert und quellen aus der Augenhöhle heraus; der Lidschlag erfolgt nur selten. Häufig lässt mit der Zeit die Muskelkraft nach, was am Herzen zu einer dauerhaften Herzmuskelschädigung führen kann. Neben dem dadurch bedingten Abfall der körperlichen Kraft geht nicht selten auch die geistige Leistungsfähigkeit zurück. Weitere Symptome, die man oft als Folge einer Schilddrüsenüberfunktion findet, sind Schlaflosigkeit, Haarausfall, Durchfälle und bei Frauen auch Menstruationsstörungen.
Mit bestimmten Medikamenten, so genannten Thyreostatika, kann man die übermäßige Ausschüttung der Schilddrüsenhormone stoppen und meist eine schnelle Besserung erzielen. Bei älteren Menschen, bei denen die Strahlengefährdung der Fortpflanzungsorgane keine wesentliche Rolle mehr spielt, drosselt man die übermäßige Tätigkeit der Schilddrüse auch dadurch, dass man radioaktives Jod in den Körper einbringt. Dieses wird, da die Schilddrüse Jod zur Hormonbildung benötigt, im Drüsengewebe festgehalten, wo es - wie bei einer Bestrahlung - überaktive Drüsenzellen vernichtet. Falls diese Behandlungsmethoden nicht den erwünschten Erfolg bringen oder falls die Krankheit schon sehr weit fortgeschritten ist, bleibt als letztes Mittel nur die operative Entfernung eines großen Teils der Schilddrüse.