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Bluthochdruck

Definition Bluthochdruck

auch bekannt als: Hypertension, Hypertonie

Bluthohdruck Die Hochdruckkrankheit ist durch eine ständige Blutdruckerhöhung und deren Folgekrankheiten charakterisiert. Bei Erwachsenen liegt die Grenze des normalen Blutdrucks bei 140/90 mm Hg. Als optimal wird derzeit ein Blutdruck eingestuft, dessen oberer (systolischer) Wert unter 120 mm Hg und dessen unterer (diastolischer) Wert unter 80 mm Hg liegt. Einen Blutdruck von 130-140/85-90 bezeichnet man als »hochnormal«, bei darüber liegenden Werten hat man es mit einer Hypertonie zu tun. Von einer labilen Hypertonie spricht man, wenn neben erhöhten Blutdruckwerten zeitweise auch normale gemessen werden. Bleiben systolischer und diastolischer Blutdruck bei allen Messungen erhöht, besteht eine stabile Hypertonie. Von maligner Hypertonie schließlich spricht man, wenn der diastolische Blutdruck ständig um 120 mm Hg liegt und die hochdruckbedingten Organschäden fortschreiten. Diese Grenzwerte haben sich aufgrund umfangreicher Studien in den letzten Jahren zunehmend nach unten verschoben; allerdings müssen sie in mehreren Messungen unter Ruhebedingungen ermittelt werden.

Auch wenn der Bluthochdruck sehr lange keine typischen Beschwerden hervorruft, ist er genauso gefährlich wie der Hochdruck mit unangenehmen Symptomen. Da die Störung bei den meisten Patienten eher zufällig bei einer Untersuchung festgestellt wird, sollte sich jedermann mindestens einmal im Jahr den Blutdruck messen lassen.

Die Höhe des Blutdrucks ist im Wesentlichen von zwei Faktoren abhängig: vom Auswurfvolumen des Herzens pro Zeiteinheit (Herzminutenvolumen) und von der Höhe des peripheren Widerstandes. Dieser umfasst den Strömungswiderstand, der durch die feinen Gefäßverzweigungen im Bereich der Endstrombahn entsteht und durch Weit- bzw. Engstellung der Gefäße durch das vegetative Nervensystem beeinflusst wird. Je höher das Herzminutenvolumen und/oder der periphere Widerstand ist, desto höher ist der Blutdruck. Die Hypertonie ist eine sehr häufige Zivilisationskrankheit: jeder 5. Mensch über 40 leidet daran. In rund 90 Prozent der Fälle handelt es sich um eine primäre oder essenzielle Hypertonie, das heißt, die eigentliche Ursache des Leidens ist nicht bekannt. Nur in 5-10 Prozent der Fälle ist der Bluthochdruck Folge einer bestimmten Organkrankheit (Nieren, Nebennieren, Herz, Blutgefäße usw.). Dann spricht man von sekundärer Hypertonie, bei der manche Formen einer ursächlichen Behandlung (z. B. durch Operation) zugänglich sind. Bei allen übrigen Hypertonieformen ist durch die Therapie allenfalls eine dauerhafte Blutdrucksenkung, aber keine Heilung im engeren Sinn des Begriffes möglich.

Wenn auch die eigentliche Ursache der Hypertonie unbekannt ist, gibt es doch einzelne Faktoren, die deren Auftreten begünstigen. So kann die Neigung zur Hypertonie vererbt sein oder es können hormonelle Faktoren dahinter stecken, aber auch Übergewicht und hohe Kochsalzaufnahme lassen den Blutdruck häufig ansteigen. Deshalb ist es bisweilen möglich, allein durch Reduktion des Körpergewichts oder rigorose Einschränkung des Kochsalzverbrauchs den erhöhten Blutdruck zu senken.

Die Hypertonie wird nach folgenden Schweregraden eingeteilt:

  • Stadium I: Hochdruck ohne nachweisbare Organschäden an Herz, Nieren, Gehirn, Augenhintergrund.
  • Stadium II: Hochdruck mit nachweisbaren Schädigungen von Herz, Nieren, Gehirn, Augenhintergrund.
  • Stadium III: Hochdruck mit Schädigung an Herz, Nieren, Gehirn, Augenhintergrund und deutlicher Funktionsbeeinträchtigung eines dieser Organe.
  • Stadium IV: Hochdruck mit rasch fortschreitender Funktionsbeeinträchtigung eines der genannten Organe.

Der Bluthochdruck ist, auch wenn er nicht immer auffällige Krankheitserscheinungen verursacht, durchaus ernst zu nehmen, da er auf Dauer zu erheblichen Gefäßveränderungen führt. So entwickelt sich daraus sehr häufig eine Arteriosklerose, die wiederum massive Durchblutungsstörungen nach sich ziehen und unter anderem zur arteriellen Verschlusskrankheit führen kann, aber auch an Herz, Nieren und vor allem am Gehirn infolge Einschränkung der Blutversorgung ernsthafte Schäden hinterlässt.

Das Herz wird gleich zweifach in Mitleidenschaft gezogen: Erstens muss es ständig gegen die starren Gefäßwände anpumpen, was zur dauerhaften Überanstrengung führt, und obendrein erhält es über die krankhaft veränderten Herzkranzarterien auch noch selbst zu wenig Nährstoffe und Sauerstoff. Es versucht dann zunächst, die geforderte Mehrarbeit dadurch zuwege zu bringen, dass es sich vergrößert (Herzerweiterung); mit der Zeit stellt sich jedoch eine dauerhafte Herzschwäche ein; in schlimmen Fällen kann sogar ein Herzinfarkt die Folge sein. Im Bereich des Gehirns besteht die Gefahr eines Schlaganfalls durch Verstopfung oder Platzen eines Blutgefäßes, wobei nach neuesten Erkenntnissen ganz besonders Menschen gefährdet zu sein scheinen, die an Depressionen leiden oder in der Vergangenheit gelitten haben.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen und der Bluthochdruck als einer ihrer wichtigsten Vertreter sind in der westlichen Welt die Todesursache Nummer eins. Hinzu kommen die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen durch Fehlzeiten und Frühberentung sowie der Verlust an Lebensqualität für die Betroffenen. Wissenschaftliche Untersuchungen in den USA haben belegt, dass eine gute medikamentöse Blutdruckeinstellung zusammen mit der Senkung erhöhter Blutfette und einer Einschränkung des Zigarettenrauchens die Sterblichkeit an Schlaganfällen um die Hälfte und die an Herzinfarkt um gut ein Drittel senken kann.

Die Beschwerden bei Hochdruck können in 3 Gruppen eingeteilt werden:

    1. Anzeichen einer verminderten Herzleistung: Herzklopfen, Atemnot, Leistungsschwäche.

    2. Anzeichen einer gestörten Gehirndurchblutung: Kopfschmerzen, Kopfdruck, Schwindel, Schlaflosigkeit, leichte Ermüdbarkeit.

    3. Anzeichen einer gestörten peripheren Durchblutung: Sehstörungen, Nasenbluten, Gefäßkrämpfe.

Hochdruckpatienten können eine rote oder eine blasse Gesichtsfarbe haben, wobei Blässe auf eine bereits eingetretene Nierenschädigung hindeutet. Um das Fortschreiten der Gefäßveränderungen aufzuhalten, ist es zwingend notwendig, die chronische Blutdrucksteigerung zu beseitigen, wobei der Blutdruck allerdings nicht rapide, sondern schonend gesenkt werden muss.

Zur Verhütung bzw. Beseitigung eines Bluthochdrucks haben sich folgende Verhaltensweisen bzw. Behandlungsformen bewährt:

    1. harmonische Ordnung der ganzen Lebensweise: Arbeit und körperliches Training ohne Hetze und Stress; ausreichender Schlaf und Entspannung; zusammenhängender Urlaub von mindestens 3-4 Wochen; Vorsicht bei Flugreisen bzw. Aufenthalt in Höhen über 1500 m; Vorsicht bei raschem Klimawechsel (Reisen von Kontinent zu Kontinent); völliges Einstellen des Rauchens; Mäßigung im Alkoholgenuss.

    2. Regelung von Ernährung und Kochsalzaufnahme sowie Gewichtsabnahme bei vorhandenem Übergewicht.

    3. Blutgefäßtraining durch leichte sportliche Betätigung. Gartenarbeit, Wandern, Gymnastik, Waschungen, Trockenbürsten und Massage.

    4. medikamentöse Therapie: Die Wahl des Präparates — es gibt heute eine ganze Reihe hoch wirksamer und gut verträglicher Mittel — trifft der Arzt für jeden Patienten individuell. Die Arzneimittel sind regelmäßig, stets zur gleichen Tageszeit und in der verordneten Dosis einzunehmen. Meist dauert es allerdings eine gewisse Zeit, bis die Behandlung »greift«, bis also der Blutdruck ausreichend absinkt. Keinesfalls darf die Behandlung eigenmächtig unterbrochen werden, weil es hierdurch zu lebensgefährlichen Blutdruckkrisen kommen kann. Die Hochdrucktherapie ist stets eine Langzeittherapie, oft eine lebenslange! Bei Auftreten von Nebenwirkungen, zu denen es unter Umständen kommen kann (z. B. Übelkeit, Müdigkeit, Schwindel usw.), ist sofort der behandelnde Arzt zu konsultieren. Die Behandlung beginnt immer als Monotherapie, d. h. mit einem einzigen Medikament (Betablocker, Diuretika, Kalzium-Antagonisten, ACE-Hemmer); erst wenn diese nicht ausreicht, muss auf eine Zweier- und eventuell Dreierkombination gewechselt werden.

    5. regelmäßige Kontrolluntersuchungen durch den Arzt. Sehr oft wird heute den Patienten ein Gerät zur Selbstmessung des Blutdrucks verschrieben. Die täglichen Messwerte sind genau aufzuschreiben und beim nächsten Arztbesuch mitzubringen. Dabei ist zu beachten, dass beim Blutdruckmessen der Arm in Herzhöhe gehalten wird.

Abbildungen

  • Bluthochdruck1_Blood_pressure_and_glucose_screening_form.svg.png

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