Borreliose Durch Zecken übertragene Haut- und Nervenkrankheit. Erreger dieser Krankheit, deren Name auf das amerikanische Städtchen Lyme zurückgeht, in dem sie 1976 erstmals beobachtet wurde, sind Bakterien namens »Borrelia burgdorferi«. Sie leben im Darm von Zecken und dringen — bevorzugt in den Sommermonaten — bei deren Biss in den menschlichen Körper ein. Das passiert wesentlich häufiger als die Übertragung der ebenfalls von Zecken verbreiteten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Die eingedrungenen Borrelien — gegen sie gerichtete Antikörper lassen sich nach einiger Zeit im Blut nachweisen — verursachen Krankheitserscheinungen, die in der Regel in drei Stadien ablaufen: Zuerst ist die Haut betroffen, dann machen sich Störungen im Bereich des Nervensystems bemerkbar, und schließlich bleiben oft hartnäckige Spätfolgen zurück. Eine vorbeugende Impfung gibt es bei der Lyme-Borreliose — im Gegensatz zur FSME — bisher nicht.
Die Inkubationszeit schwankt zwischen wenigen Tagen und mehreren Wochen. Danach erkennt man in der Umgebung des Zeckenbisses eine rote, juckende und bisweilen schmerzhafte Hautrötung, die sich rasch ringförmig nach außen ausbreitet und deshalb Wanderröte (Erythema migrans) genannt wird. Dabei treten häufig uncharakteristische Begleiterscheinungen wie Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen auf. Erfolgt in diesem Stadium keine Behandlung, so heilt die Hautveränderung im Allgemeinen nach etwa 3 Wochen von selbst wieder ab.
Wochen bis Monate später entwickeln sich dann bei etwa jedem 5. Erkrankten Symptome, die auf einen Befall des Nervensystems zurückzuführen sind: Nerven-, Hirnhaut- und Gehirnentzündungen, die auch auf die Hirnnerven übergreifen können und auf diese Weise nicht selten Ursache einer Fazialislähmung (Gesichtsnervenlähmung) sind. Hinzu kommt in vielen Fällen die Entzündung eines oder mehrerer Gelenke, wobei Schulter-, Ellbogen- und Hüftgelenk bevorzugt betroffen sind. Bei circa jedem 100. Krankheitsfall greift die Borreliose zusätzlich auch noch das Herz an: Reizleitungsstörungen, Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen sind das Ergebnis.
Gefürchtet sind vor allem die Spätfolgen, die mehrere Jahre andauern können und denen möglicherweise eine Fehlreaktion des Immunsystems zugrunde liegt. Hierzu gehören hartnäckige Entzündungen von Gehirn und Rückenmark sowie eine auffällige Hautveränderung — mit dem komplizierten medizinischen Fachausdruck als Akrodermatitis atrophieans bezeichnet —, bei der sich die Haut an Armen und Beinen bläulich-rot verfärbt und lauter feine Falten bekommt, sodass sie richtiggehend zerknittert wirkt.
Da es eine vorbeugende Schutzimpfung nicht gibt, muss die Behandlung sofort beginnen, sobald sich die ersten Krankheitserscheinungen zeigen. Dazu werden hoch dosiert Antibiotika eingesetzt, mit denen sich die Borrelien zuverlässig vernichten lassen.