Neuralgie

Neuralgie Anfallsweise auftretende, oft sehr starke Schmerzen im Ausbreitungsgebiet eines Nervs ohne motorische oder sensible Ausfallserscheinungen. Die Dauer des reißenden oder ziehenden, bohrenden oder dumpfen Schmerzes schwankt zwischen Sekunden und Minuten. Zwischen den Anfällen besteht entweder völlige Schmerzfreiheit oder allenfalls ein leichter Restschmerz geringer Intensität. Die Übergänge von der Neuralgie zur Nervenentzündung (Neuritis) mit nachweisbaren Ausfallserscheinungen sind fließend. Als Ursachen für eine Neuralgie kommen Infektionen aller Art (Diphtherie, Typhus, Viruskrankheiten usw.), Vergiftungen (Alkoholismus), Stoffwechselkrankheiten (Gicht, Zuckerkrankheit) und örtliche Prozesse (z. B. Geschwülste) in Frage. Oft lässt sich jedoch keine eindeutige Ursache ermitteln; dann spricht man von einer idiopathischen Neuralgie.

Bekannt und gefürchtet ist in diesem Zusammenhang vor allem die Trigeminusneuralgie, bei der die Schmerzen im Ober- oder Unterkieferbereich lokalisiert sind. Sie treten - nicht selten durch Berührung eines bestimmten Bereiches ausgelöst - blitzartig auf, sind von kaum erträglicher Intensität und wiederholen sich häufig mehrfach, so dass manche Patienten bis an den Rand des Selbstmords getrieben werden. Auch nach scheinbarer Heilung können plötzlich wieder Rückfälle auftreten.

Therapeutisch muss bei allen Schmerzzuständen zunächst abgeklärt werden, ob sich dafür nicht doch eine krankhafte Ursache finden lässt, die behandelbar ist. Erst wenn alle Untersuchungen ergebnislos verlaufen, sollte der Arzt die Diagnose »Neuralgie« stellen. Die Behandlung erfolgt dann mit speziellen Medikamenten: bisweilen bringen auch psychotherapeutische Methoden und Entspannungstechniken Erfolge. In extremen Fällen kommen neurochirurgische Operationsverfahren zum Einsatz: Bei der Trigeminusneuralgie erzielt man häufig mit der Verlegung kleinerer, die Gesichtsnerven irritierender Blutgefäße erstaunliche Erfolge.