Diphtherie Durch Bakterien verursachte, akute, häufig lebensgefährliche Infektionskrankheit, die in der 2. Hälfte des vorigen Jahrhunderts Tausende von Menschen, vorwiegend Kinder, hinwegraffte. Allerdings erkranken nur etwa 10 bis 20 Prozent der Infizierten; bei den anderen läuft die Erkrankung symptomlos ab. Vor der Entdeckung des Diphtherieheilserums durch Emil von Behring im Jahr 1890 betrug die Sterblichkeit zwischen 30 und 50 Prozent. Seither hat die Diphtherie zwar abgenommen und ist heute eine seltene Krankheit geworden, trotzdem stellt sie noch immer eine schwelende Gefahr dar: Von 1975 bis Anfang 1983 traten in der Bundesrepublik Deutschland 8 lokale Epidemien auf, bei denen über die Hälfte der Kranken Erwachsene waren, von denen 22 Prozent an der Krankheit starben. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die sehr wirkungsvolle Diphtherieimpfung wegen der Seltenheit der Krankheit nicht mehr regelmäßig durchgeführt wird.
Die Diphtheriebakterien werden von Kranken oder Dauerausscheidern durch Tröpfcheninfektion (Anhusten, Ansprechen) übertragen, gelangen in Nase, Rachen oder Kehlkopf und bilden dort nach einer Inkubationszeit von wenigen Stunden bis zu 5 Tagen weiße Beläge. Daher muss jede Mandelentzündung (Angina) mit Belägen zunächst als mögliche Diphtherie angesehen werden. Am Hals bestehen weiche Drüsenschwellungen, auch die Umgebung schwillt erheblich an. Außerdem geben die Diphtheriebakterien einen Giftstoff (Toxin) ab, der Herz, Kreislauf und Nervensystem schädigt.
Die weiteren Symptome hängen davon ab, welcher Bereich der Atemwege hauptsächlich betroffen ist.
Die Nasendiphtherie befällt vorwiegend Säuglinge und Kleinkinder und zeigt einen relativ gutartigen Verlauf. Anzeichen: leichtes Fieber, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, blutig-wässriger Schnupfen, weiße Beläge in der Nase, wunder und verkrusteter Naseneingang.
Die Rachendiphtherie beginnt mit schwerem Krankheitsgefühl, Pulsjagen und Temperaturen zwischen 38 und 39°C. Die Mandeln sind gerötet, geschwollen und mit fest haftenden grauweißen Belägen bedeckt, die auf die Umgebung der Mandeln, den Rachen und das Zäpfchen übergreifen können. Typisch ist ein süßlicher Mundgeruch. Die Lymphknoten am Kieferwinkel sind geschwollen und druckschmerzhaft.
Die Kehlkopfdiphtherie äußert sich zunächst durch Stimmlosigkeit und Heiserkeit, später durch trockenen, bellenden Husten, pfeifendes Atemgeräusch und schwere Erstickungsanfälle (Krupp-Syndrom).
Bei der toxischen Diphtherie stehen die Auswirkungen der Bakteriengiftstoffe im Vordergrund des Krankheitsbildes: unstillbares Erbrechen, Durchfall, Herzschwäche, Kreislaufkollaps; diese Komplikationen können schon frühzeitig zum Tod führen. Typisch für die toxische Diphtherie sind außerdem bräunliche Verfärbungen der Beläge sowie Temperaturabfall und Hautblässe.
Bei Diphtherieverdacht ist umgehend ein Arzt zu rufen, der die Krankenhauseinweisung veranlassen wird. Die Kranken bedürfen einer sofortigen Serumtherapie und wegen der gefährlichen Schädigung des Herzmuskels strenger Bettruhe. Die frühzeitige Gabe eines aus Pferdeserum gewonnenen Gegengifts ist deshalb so wichtig, weil das Serum nur das Toxin binden kann, das sich noch in der Blutbahn befindet, aber nicht das schon an Herz oder Nervenzellen gebundene. Antibiotika kommen nur als zusätzliche Maßnahme in Betracht: Sie zerstören zwar die Diphtheriebakterien, nützen aber nichts gegen das bereits produzierte Toxin.
Einen wirksamen Schutz vor der Diphtherie gewährleistet die Impfung, die am günstigsten in Form einer Fünffach- und neuerdings sogar einer Sechsfach-Impfung durchgeführt wird. Diese Sechsfach-Impfung schützt nicht nur gegen Diphtherie, sondern auch gegen Wundstarrkrampf, Keuchhusten, spinale Kinderlähmung, Hepatitis B und Haemophilus influenzae, den Erreger von Infektionen der Atemwege im Verlauf einer Virusgrippe (Grippe).
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