rheumatisches Fieber Typische Zweiterkrankung nach einer durch bestimmte Streptokokken bedingten Mandelentzündung. Das rheumatische Fieber war früher die häufigste rheumatische Erkrankung (Rheuma) im Kindesalter, ist aber in Deutschland seit Einführung des Penicillins selten geworden. Der genaue Mechanismus der Krankheitsentstehung ist noch nicht geklärt; es scheint so zu sein, dass sich die im Rahmen der Abwehrreaktion gegen die Bakterien gebildeten Antikörper auch gegen Zellstrukturen des Herzmuskels richten. 1-3 Wochen nach einer vorausgegangenen Mandelentzündung setzt die Erkrankung entweder akut-dramatisch oder mehr schleichend ein. Unter Fieber bis 40°C kommt es zur schmerzhaften Schwellung und Rötung mehrerer Gelenke, wobei insbesondere die großen und mittleren Gelenke (Knie-, Fuß-, Schulter-, Ellenbogen-, Handgelenke) betroffen sind. Wegen der starken Schmerzen vermeiden die Kranken jede Bewegung oder Berührung der Gelenke. Charakteristisch für die Krankheit ist, dass sie von Gelenk zu Gelenk »wandert«, so dass in ihrem Verlauf immer wieder neue Gelenke befallen werden. Daneben kommt es zu Allgemeinerscheinungen wie Appetitlosigkeit, Mattigkeit, Schweißausbrüchen, Pulsjagen und Kopfschmerzen. Der Schweiß hat einen charakteristischen säuerlichen Geruch. Häufig treten überdies flüchtige Hautausschläge und Knötchen unter der Haut auf.
Das akute fieberhafte Stadium kann nach wenigen Tagen abklingen, aber auch Wochen und Monate anhalten. Das Herz ist von der Erkrankung immer betroffen, wenn dies auch nicht immer klinisch nachweisbar ist. Während nur selten dauerhafte Gelenkveränderungen zurückbleiben, sind die Veränderungen am Herzen, die sich in Herzjagen, Atemnot, bläulicher Verfärbung der Lippen und Ohnmachtsneigung durch Blutdruckabfall äußern, für das Schicksal der Kranken entscheidend. Nicht selten bleiben dabei Herzklappenfehler zurück, die zu einer dauerhaften Herzschwäche führen können.
Solange die akute Phase andauert, muss der Betroffene strikte Bettruhe einhalten. Das Fieber und die Gelenkentzündungen behandelt man mit entsprechenden fiebersenkenden und entzündungshemmenden Medikamenten. Den verursachenden Streptokokken rückt man mit Antibiotika zu Leibe (manchmal müssen die Betroffenen jahrelang Penicillin einnehmen); und bei der häufig vorkommenden Herzbeteiligung wendet man vielfach Kortisonpräparate (Corticosteroide) an.
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