Herzschwäche Das gesunde Herz kann seine Leistung gesteigerten Anforderungen durch Erhöhung der Schlagfrequenz und des Schlagvolumens (Menge des bei jedem Herzschlag ausgeworfenen Blutes) anpassen. Werden ihm derartige Mehrleistungen längere Zeit abverlangt, so nimmt die Herzmuskelmasse zu, indem die einzelnen Muskelfasern dicker werden. Der verdickte Herzmuskel - man spricht von Herzhypertrophie - ist zu größeren Arbeitsleistungen fähig. Dieser Anpassungsvorgang ist zwar nicht krankhaft, aber auch nicht ganz risikofrei, denn die Blutversorgung hält oft mit der Dickenzunahme der Herzmuskulatur nicht Schritt. Überschreitet das Herzgewicht die 500-g-Grenze, so kommt es zu Durchblutungsstörungen im Herzmuskel selbst. Bei zusätzlicher Beanspruchung, z. B. durch anstrengende körperliche Arbeit oder als Folge einer Infektionskrankheit, versagt das Herz dann, es kommt zur Herzschwäche. Diese äußert sich darin, dass das Herz unfähig ist, das in den Venen herantransportierte Blut vollständig in das Arteriensystem weiterzufördern und damit den Blutbedarf in den herzfernen Körpergebieten zu decken. Die Folgen sind eine Blutstauung vor dem Herzen und ein Absinken der pro Minute ausgeworfenen Blutmenge. Durch die Blutstauung in den Venen kommt es zum Austritt von Blutplasma in die verschiedenen Organe, die dadurch anschwellen.
Ursachen einer Herzschwäche können Herzklappenfehler. Herzrhythmusstörungen oder eine Herzmuskelschwäche durch Entzündung, Vergiftung, Sauerstoffmangel, Hochdruck usw. sein. Bei der voll entwickelten Herzschwäche unterscheidet man 2 Grundtypen. Je nachdem, ob mehr die linke oder die rechte Herzkammer betroffen ist; meist sind allerdings beide gleichzeitig befallen. Bei Linksherzversagen (Linksinsuffizienz) kommt es zu einer Lungenstauung mit Atemnot, Husten und Blausucht. Die sich daraus ergebende Widerstandserhöhung im Lungenkreislauf muss von der rechten Herzkammer durch Mehrarbeit überwunden werden, was dazu führt, dass es bei Links- Herzversagen meist nach kurzer Zeit infolge Überlastung der rechten Herzkammer auch zu einem Rechtsherzversagen (Rechtsinsuffizienz) kommt. Dieses ist durch Stauungen im Körperkreislauf charakterisiert (Wassersucht). Im Einzelnen zeigt die Linksinsuffizienz folgende Erscheinungen:
Atemnot (vertiefte und beschleunigte Atmung) zunächst nur bei Belastungen (Arbeit oder Treppensteigen), später auch in Ruhe. Zuletzt können die Kranken nicht mehr im Bett liegen, sondern müssen sitzend schlafen. Ein quälender Hustenreiz zeigt das Vorliegen einer Stauungsbronchitis an. Hochgradige Lungenstauung führt zum Lungenödem (Übertritt von Blutflüssigkeit in die Lungenbläschen) mit schwerster Atemnot, lautem Röcheln und Kochen auf der Brust, Blausucht, schaumig-blutigem Auswurf, Schweißausbrüchen und Todesangst. Geringere Grade von Lungenstauung bedingen das Herzasthma (Asthma cardiale) mit nächtlichen Husten und Atemnotanfällen. Es kann auch zu einer Wasseransammlung im Rippenfellraum kommen, einem so genannten Pleuraerguss. Eine seltene, zumeist im Schlaf auftretende Atemstörung ist die Cheyne-Stokes-Atmung: periodisches An- und Abschwellen der Atemtiefe mit minutenlangen Atempausen.
Die typischen Symptome der Rechtsinsuffizienz sind Stauungserscheinungen, die auf die Unfähigkeit der rechten Herzhälfte zurückzuführen sind, das Blut aus dem Körper aufzunehmen und in die Lunge weiterzutransportieren: Die Venen am Hals und an den Armen sind prall gestaut (auch wenn man die Hände über Herzhöhe hebt, bleiben die Venen am Handrücken gut gefüllt). Die Stauungsleber führt zu Druckschmerz, Vergrößerung der Leber und schließlich zur Gelbsucht. Die Stauungsnieren bedingen eine Abnahme der Harnmenge, gleichzeitig wird der Harn stärker konzentriert. Die Stauung im Bauchraum verursacht Blähungen, Völlegefühl, Verstopfung oder Durchfall, Übelkeit, Appetitlosigkeit und schließlich Aszites (Bauchwassersucht). Typisch ist die langsam zunehmende Wasseransammlung um die Knöchel und über dem Schienbein (lange bleibende Delle bei Fingerdruck!). Beim liegenden Patienten bilden sich derartige teigige Schwellungen (Ödem) vor allem am Rücken. Zu Beginn treten die Schwellungen nur tagsüber auf und verschwinden über Nacht, später bleiben sie auch nachts bestehen. Die nächtliche Ausschwemmung der Ödeme über die Nieren führt zu starkem Harndruck; dies ist daher ein wichtiges Zeichen einer beginnenden Herzschwäche.
Die Behandlung verfolgt 4 Ziele:
1. Schonung der Herzbeanspruchung;
2. Verbesserung der Herzarbeit;
3. Erzielung einer vermehrten Wasserausscheidung;
4. langsames Training des Herzens.
Neben der Therapie der Ursachen werden in erster Linie entwässernde Medikamente (Diuretika), Herzglykoside, Nitrate, Kalziumantagonisten und ACE-Hemmer verordnet, bei fortgeschrittener Herzschwäche auch blutverdünnende Mittel (Antikoagulanzien). Körperliche Schonung, unter Umständen strenge Bettruhe, ist wichtig. Dabei werden zur Entlastung der Atmung der Oberkörper hoch- und die Füße tiefgestellt (Herzbettlage). Weitere Allgemeinmaßnahmen sind Einschränkung der Flüssigkeitszufuhr, kochsalzarme Ernährung, Verzicht auf Alkohol und Nikotin und - falls erforderlich - eine langsame, aber konsequente Gewichtsreduktion. Sehr wichtig ist die Rehabilitation durch Übungs- und Bewegungstherapie sowie Klima- und Badekuren.
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