Syphilis Erreger dieser Geschlechtskrankheit sind korkenzieherartig gewundene, fadenförmige Bakterien namens »Treponerna pallidum«, die außerhalb des menschlichen Körpers nicht lange am Leben bleiben. Die Ansteckung erfolgt in der Regel durch sexuelle Kontakte direkt von Mensch zu Mensch, wobei die Erreger über winzige Hautverletzungen eindringen. Jeder Mensch kann mit Syphilis angesteckt werden; eine angeborene Immunität gibt es ebenso wenig wie einen Infektionsschutz nach überstandener Krankheit. Eine angeborene Syphilis kommt heutzutage allerdings kaum noch vor, da Schwangere routinemäßig auf die Krankheit untersucht werden und eine rechtzeitige Antibiotika-Behandlung ggf. eine Infektion des Ungeborenen über die Plazenta verhindert.
Die Syphilis läuft in 4 Stadien ab, wobei man die bei den ersten Phasen unter dem Begriff Frühsyphilis und die beiden anderen, Jahre später auftretenden Krankheitsabschnitte unter der Bezeichnung Spätsyphilis zusammenfasst. Die früher überaus gefürchteten Spätfolgen der Krankheit sind heutzutage jedoch zum Glück kaum mehr anzutreffen, da die Syphilis auf eine frühzeitige Behandlung gut anspricht.
1. Stadium (Dauer: 8-9 Wochen nach der Infektion): Nach einer Inkubationszeit von ca. 3 Wochen erscheint an der Eintrittsstelle der Erreger als erstes Anzeichen der so genannte Primäraffekt, ein kleines schmerzloses, jedoch hoch infektiöses Knötchen, das rasch zerfällt und zu einem flachen harten Geschwür, dem harten Schanker, wird. Der Primäraffekt kann überall sitzen, ist aber am häufigsten an den Geschlechtsteilen zu finden. Gleichzeitig schwellen die örtlichen Lymphknoten an. Etwa 5-6 Wochen nach der Infektion werden die serologischen Reaktionen auf Syphilis positiv.
2. Stadium (Dauer: 2-5 Jahre): Ohne Behandlung erscheint etwa 2 1/2 Monate nach der Infektion auf Haut und Schleimhaut ein nicht juckender Ausschlag in Form von Flecken (Roseolen) und Papeln, der ohne Narbenbildung abheilt. Besonders ansteckend sind die breiten nässenden Papeln (Condylomata lata), die sich an den Körperöffnungen (Scheide, After) und Hautfalten (unter der Brust, zwischen den Zehen) bilden. Typisch für dieses Stadium ist der Haarausfall. wodurch das Haar wie von Mäusen angefressen aussieht. Ebenso auffällig sind Pigmentveränderungen in Form weißer Flecken in der Nackengegend (»Halsband der Venus«). Etwa 5 1/2 Monate nach der Infektion sind die Erscheinungen des 2. Stadiums verschwunden.
3. Stadium (Beginn: 2-5 Jahre nach der Infektion): Etwa ein Drittel der unbehandelten Patienten erkranken an einer Spätsyphilis. Dabei werden nicht nur Haut und Schleimhäute, sondern auch die inneren Organe befallen. Typisch für das 3. Stadium sind Geschwüre mit gummiartiger Konsistenz (Gumma), die Haut, Muskulatur, Knochen, Gehirn, Aorta und Leber befallen können. Wenn dabei der harte Gaumen durchbohrt wird, sinkt das knöcherne Nasengerüst ein, und es kommt zur Bildung der typischen Sattelnase. Die Haut- und Schleimhauterscheinungen bleiben jahrelang bestehen, schreiten meist weiter und führen zu schweren Zerstörungen und Narbenbildungen.
4. Stadium (Beginn 5-20 Jahre nach der Infektion): Bei etwa 10 Prozent der unbehandelten Kranken greift die Syphilis viele Jahre nach der Erstinfektion auf das Nervensystem über. Dabei kommt es unter anderem zur progressiven Paralyse, einer Gehirnerweichung, die in völliger Abstumpfung und Verblödung endet, sowie zur Tabes dorsalis oder Rückenmarkschwindsucht, einem von Schmerzen und Lähmungen gekennzeichneten Rückenmarksleiden.
Die angeborene Syphilis, bei der die Übertragung von der infizierten Mutter auf die Frucht erst nach dem 5. Schwangerschaftsmonat erfolgt, ist, wie erwähnt, heute sehr selten geworden. Sie zeigt sich beim Neugeborenen unter anderem in blasigen und geschwürigen Hautveränderungen, Einrissen im Bereich der Lippen, eitrigem Schnupfen, Blutarmut, Innenohrschwerhörigkeit. Hornhautentzündung und kleinen, tonnenförmigen oberen Schneidezähnen.
Wird die Syphilis frühzeitig erkannt, so kann man die Erreger in der Regel mit Antibiotika, speziell mit Penicillin, relativ problemlos vernichten, so dass die Krankheit dauerhaft ausheilt. In späteren Stadien, die heutzutage nur noch sehr selten vorkommen, ist die Behandlung hingegen wesentlich schwieriger und häufig erfolglos. Oft gelingt es dann nur noch, die allerschlimmsten Komplikationen zu verhüten.
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