Lexikon

Schock

Definition Schock

Schock Als Schock bezeichnet man - unabhängig von der auslösenden Ursache - einen allgemeinen Kreislaufzusammenbruch mit einer bedrohlichen Herabsetzung der die einzelnen Organe ernährenden Durchblutung. Als Folge des dadurch bedingten Sauerstoffmangels im Gewebe werden die Zellfunktionen erheblich gestört. Dabei wird zwangsläufig auch das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt, was eine Gegensteuerung des Körpers auslöst: die sogenannte Zentralisation. Dabei wird Blut aus den peripheren Gebieten (Gliedmaßen, Haut) abgezogen und vermehrt der primär lebenswichtigen Durchblutung von Herz und Gehirn zugeleitet. Doch diese Gegensteuerung des Körpers gelingt je nach auslösender Ursache des Schocks nur in begrenztem Ausmaß und für begrenzte Zeit; danach bricht der Kreislauf, wenn nicht sofort energische Maßnahmen eingeleitet werden, vollkommen zusammen. Begünstigt wird die Schockreaktion durch Überanstrengung, Übermüdung, Hitze mit Schwitzen und Durst, Kälte, schlechten Ernährungszustand und Hunger. Der Schock ist heute noch immer durch eine hohe Sterblichkeit und durch Organversagen (Nieren, Lunge) geprägt. Die auslösenden Ursachen führen zu einer massiven Reaktion des sympathischen Nervensystems, die sich in folgenden charakteristischen Symptomen zeigt:

  • schneller, kaum tastbarer (fadenförmiger) Puls (über 100 Schläge pro Minute);
  • Abfall des systolischen Blutdrucks unter 100 mm Hg;
  • beschleunigte Atmung;
  • feuchtkalte, blasse Haut;
  • starker Durst;
  • verminderte Harnausscheidung;
  • unter Umständen Bewusstseinstrübung und Verwirrtheit.

Meist entwickelt sich der Schock allmählich. Wenn sich die Pupillen weiten und der Puls nicht mehr tastbar ist, besteht unmittelbare Lebensgefahr. Nach den Ursachen bzw. Erscheinungsbildern kann man verschiedene Formen unterscheiden, von denen die ersten 3 weitaus am häufigsten vorkommen:

  • Volumenmangelschock (hypovolämischer Schock): Er entsteht infolge eines akuten Blutverlustes durch Unfall, Verletzungen, Operation, Gefäßzerreißung, Magen-Darm-Blutung, Eileiterschwangerschaft und ähnliches bzw. aufgrund erheblichen Wasser- und Elektrolytverlustes (Verbrennungen, starkes Erbrechen, heftige Durchfälle, Ileus (Darmverschluss), Bauchfellentzündung usw.).
  • kardiogener Schock (Herz-Kreislauf-Schock): Hier führt eine unzureichende Herzleistung - zum Beispiel nach einem Herzinfarkt oder aufgrund von --, Herzrhythmusstörungen zur Minderdurchblutung und damit zum Schock. Der kardiogene Schock entsteht nur selten aus heiterem Himmel; meist gehen eindeutige Herzbeschwerden voraus: Der aufrecht sitzende Patient mit blassbläulicher Gesichtsfarbe ringt nach Luft; die Venen am Hals sind stark gefüllt; der Puls ist unregelmäßig.
  • septischer Schock: Er kann nach Operationen, Fehlgeburt, Harninfekten usw. durch Überschwemmung des Organismus mit von Bakterien abgegebenen Giftstoffen auftreten. Die gesund und rosig aussehenden Kranken haben eine trockene und warme Haut. Auffällig sind nur die beschleunigte Atmung und das hohe Fieber; später treten Haut- und Schleimhautblutungen sowie Bewusstseinsstörungen hinzu.
  • anaphylaktischer Schock (allergischer Schock): Er kann bei Überempfindlichkeit gegen fremdes Eiweiß (Seruminjektion, Insektenstiche) und Medikamente durch eine allergisch bedingte Antigen-Antikörper-Reaktion auftreten.
  • neurogener Schock (Schock durch zentralnervöse Fehlsteuerung): Er beruht auf einer Störung der Gefäßnervenfunktion bei starken Schmerzzuständen, Schädel- und Rückenmarksverletzungen oder Vergiftungen.
  • endokriner Schock (hormonell bedingter Schock): Diese Schockform kann bei krisenhaften Zuständen verschiedener Hormonkrankheiten auftreten: unter anderem bei der Addison-Krankheit, der Basedow-Krankheit und der Zuckerkrankheit.

Behandlung: Beim geringsten Verdacht auf einen Schock ist die Einweisung in ein Krankenhaus notwendig. Je früher die Therapie einsetzt, desto besser sind die Heilungsaussichten, wobei die Prognose natürlich entscheidend von der Grundkrankheit abhängt.

Erste Hilfe: Am wichtigsten ist die Blutstillung, sonst bleiben alle weiteren Maßnahmen erfolglos. Danach soll der Patient in die so genannte Schocklage (Kopf tief, Beine hoch) gebracht werden, in der der Blutrückstrom zum Herzen und damit die gesamte Blutversorgung des Organismus unterstützt wird. Durch Einwickeln in Decken ist der Patient vor Wärmeverlust zu schützen, jedoch sollte keine zusätzliche Wärmezufuhr durch Heizkissen und dergleichen erfolgen. Wichtig ist zudem die allgemeine Betreuung bis zum Eintreffen des Arztes bzw. Krankenwagens durch beruhigenden Zuspruch und ggf. Ablenkung.

Der so genannte - Nervenschock - er wird landläufig oft auch nur als Schock bezeichnet - hat mit den hier besprochenen Schockformen nichts zu tun; er stellt vielmehr eine seelische Reaktion auf Schreckerlebnisse (Erregungszustand, Weinen, Verstörtheit, Apathie oder Toben usw.) dar.